Vorraussetzungen für den sektoren Heilpraktiker Physiotherapie

Lesedauer 4 Minuten

Einleitung

Der sektorale Heilpraktiker in der Physiotherapie ist ein immer populärer werdender Bereich, der sowohl Patienten als auch Therapeuten neue Möglichkeiten eröffnet. Besonders für Physiotherapeuten stellt dieser Schritt eine attraktive Möglichkeit zur Weiterentwicklung dar. Aber was genau verbirgt sich dahinter, und welche Voraussetzungen müssen erfüllt sein, um als sektoraler Heilpraktiker tätig werden zu können? Dieser Artikel wird all deine Fragen klären und dir einen umfassenden Überblick über das Thema geben.

Was ist ein sektoraler Heilpraktiker?

Ein sektoraler Heilpraktiker ist ein Fachexperte, der zur selbstständigen Ausübung der Heilkunde in einem speziellen Bereich, wie der Physiotherapie, qualifiziert ist. Er wendet physiotherapeutisch erlernte Methoden und Anwendungen an und darf dies ohne ärztliche Überweisung tun.

Der sektorale Heilpraktiker entstand aus einer gerichtlichen Entscheidung im Jahr 1993 vom Bundesverwaltungsgericht. Die Entscheidung kam durch die Klage eines Menschen zustande, der nur die Psychotherapie als Heilpraktiker anbieten wollte. Das Bundesverwaltungsgericht entschied, dass Menschen, die „nur die Ausübung der Psychotherapie“ anstreben, auch nur eine verkürzte Überprüfung durchlaufen müssen. So entstand erstmals der sektorale oder auch „kleine“ Heilpraktiker.

Ein ähnliches Urteil beschäftigte sich dann im Jahre 2007 mit dem Wunsch eines Physiotherapeuten. Hier schuf der Bundesgerichtshof die Möglichkeit für Physiotherapeuten eine auf die erlernten Techniken und Methoden im Beruf des Physiotherapeuten beschränkte (sektorale) Heilpraktikererlaubnis zu erlangen (BVerwG 3 C 19.08).

Ein sektoraler Heilpraktiker für Physiotherapie ist ein ausgebildeter und examinierter Physiotherapeut, der zusätzlich die Prüfung beim Gesundheitsamt bestanden hat. Dies befähigt ihn, in seinem Arbeitsbereich selbstständig die Heilkunde auszuüben.

Gerade die eigenständige Ausübung der Heilkunde steht über die Jahre hinter der Frage der Anerkennung von Heilpraktikern und sektoralen Heilpraktikern. Bis zu dem Urteil des Bundesverwaltungsgerichts war diese Ausübung ausschließlich Ärzten und allgemeinen Heilpraktikern vorbehalten. Mit dem Urteil von 2009 wurde der Bereich erweitert: Es handelt sich nun um jede Tätigkeit, die Krankheiten beim Menschen feststellt, heilt oder lindert. Entscheidend sind Fachkenntnisse und das Risiko gesundheitlicher Schäden. Im Jahr 2021 hat Professor Dr. Stock in einem Gutachten diese Neudefinition nochmals hervorgehoben.

Die Fachkenntnisse hat ein physiotherapeutisch ausgebildeter Mensch durch seine Staatsexamen bereits nachgewiesen. Das Risiko gesundheitlicher Schäden besteht alleine durch die Ausübung seines Berufes. Da das Gesetz bei Heilpraktikern die Anerkennung durch die Gesundheitsämter vorsieht, ist für physiotherapeutisch ausgebildete Menschen, die eine eigenständige Ausübung der Heilkunde umsetzen möchten, die Anerkennung durch das Gesundheitsamt trotzdem rechtlich vorgeschrieben.

Warum den sektoralen Heilpraktiker in der Physiotherapie wählen?

Die Qualifikation als sektoraler Heilpraktiker eröffnet Physiotherapeuten zahlreiche Möglichkeiten:

  • Berufliche Selbstbestimmung: Therapeuten können unabhängig medizinische Entscheidungen treffen und Behandlungspläne festlegen.
  • Größere Patientenvielfalt: Da ärztliche Überweisungen nicht mehr nötig sind, wird das Spektrum an potenziellen Patienten breiter, inklusive Selbstzahlern und Privatversicherten.
  • Finanzielle Flexibilität: Direkte Abrechnungen mit den Patienten sind möglich, was mehr Spielraum bei der Preisgestaltung bietet.
  • Zufriedenheit auf beiden Seiten: Die Möglichkeit für eine empathischere Behandlung erhöht die Zufriedenheit sowohl beim Therapeuten als auch beim Patienten

Vorraussetzungen für den sektoralen Heilpraktiker in der Physiotherapie

Die typischen Voraussetzungen für den sektoralen Heilpraktiker in der Physiotherapie.
Hast du das Zeug zum sektoralen Heilpraktiker?

  • Abgeschlossene Ausbildung als Physiotherapeut
  • Mindestalter von 25 Jahren
  • Vorlage eines polizeilichen Führungszeugnisses ohne Einträge (nicht älter als 3 Monate)
  • Ärztliches Attest, das bestätigt, frei von Suchtkrankheiten, psychischen Krankheiten und chronischen Infektionskrankheiten zu sein (nicht älter als 3 Monate)
  • Anmeldung und Überprüfung beim Gesundheitsamt auf Antrag
  • In der Regel erfolgt beim sektoralen Heilpraktiker nur eine mündliche Überprüfung, abhängig vom jeweiligen Bundesland

„Bei der Überprüfung soll insbesondere darauf geachtet werden, dass die antragstellende Person die Grenzen ihrer persönlichen Kenntnisse und Fähigkeiten kennt, sich der Gefahren im Falle ihrer Überschreitung bewusst und bereit ist, ihr berufliches Handeln danach auszurichten.“

Bekanntmachung von Leitlinien zur Überprüfung von Heilpraktikeranwärterinnen und -anwärtern nach § 2 des Heilpraktikergesetzes in Verbindung mit § 2 Absatz 1 Buchstabe ider Ersten Durchführungsverordnung zum Heilpraktikergesetz. (2017, Dezember 7). https://www.bundesanzeiger.de/pub/publication/d6Pk1lbZta8EPCulJuE?0

Unterschiede zwischen sektoralem Heilpraktiker und allgemeinem Heilpraktiker

Ein sektoraler Heilpraktiker ist auf seinen speziellen Fachbereich, in diesem Fall Physiotherapie, beschränkt. Diese Spezialisierung ermöglicht es ihm, gezielte Behandlungen anzubieten. Im Gegensatz dazu hat der allgemeine Heilpraktiker keine solchen Einschränkungen; er kann ein breites Spektrum medizinischer Dienstleistungen anbieten und muss die Wahl der jeweiligen Therapien im Gesamtkontext begründen können.

Sowohl der sektorale als auch der allgemeine Heilpraktiker haben die Erlaubnis zur selbstständigen Ausübung der Heilkunde. Der wesentliche Unterschied besteht darin, dass der sektorale Heilpraktiker dies nur innerhalb seines Fachgebietes tun darf. Beide werden vom Gesundheitsamt nach einer Überprüfung zugelassen. Diese erstreckt sich beim sektoralen Heilpraktiker für Physiotherapie auf eine mündliche Prüfung welche den Schwerpunkt darauf legt, dass der Therapeut das medizinische Gesamtumfeld kennt, richtig einschätzt und seine Grenzen erkennen kann und respektiert.

Der große Heilpraktiker erschließt die Möglichkeit in allen Bereichen, die dem HP zugängig sind, Menschen zu heilen. „… Heilkunde ist … jede Tätigkeit zur Feststellung, Heilung oder Linderung von Krankheiten, Leiden oder Körperschäden bei Menschen…“ (HeilprG, §1, Abs. 2) das muss noch umfüormuliert werden

Karrierechancen als sektoraler Heilpraktiker in der Physiotherapie

Als sektoraler Heilpraktiker in der Physiotherapie hat man die Flexibilität, sowohl in der eigenen Heilpraktikerpraxis als auch als klassischer Physiotherapeut tätig zu sein. Die Anerkennung als sektoraler Heilpraktiker ermöglicht es, bestimmte Dienstleistungen als sektoraler Heilpraktiker anzubieten, während man gleichzeitig in anderen Bereichen als klassischer Physiotherapeut arbeiten kann. Dabei muss für den Patienten klar sein, in welcher Rolle der Therapeut agiert.

Die Unabhängigkeit von ärztlichen Überweisungen erlaubt zudem die Direktzuweisung von Patienten, was den Zugang zu einer breiteren Patientenbasis ermöglicht. Diese Flexibilität bietet dem Therapeuten die Chance, seine Empathie effektiv im Patientenkontakt umzusetzen, was die Behandlungsqualität und die Zufriedenheit auf beiden Seiten steigern kann

Schlussfolgerung

Die Rolle des sektoralen Heilpraktikers in der Physiotherapie ist mehr als nur eine zusätzliche Qualifikation. Sie ist ein Instrument, das Therapeuten in die Lage versetzt, umfassender und effektiver auf die Bedürfnisse ihrer Patienten einzugehen. Es ist ein Schritt in Richtung einer ganzheitlicheren Gesundheitsversorgung, der sowohl den Therapeuten als auch den Patienten zugutekommt. Diese Entwicklung findet im Kontext der zunehmenden Akademisierung der Physiotherapie statt, wodurch die zukünftige Rolle und Möglichkeiten für Menschen im physiotherapeutischen Bereich weiterhin im Wandel sind.