Fallbeispiel Demenz: Schmerzen Einschätzen und Richtig Handeln

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Verfasst von
Peter "Doc" Moritz
Veröffentlicht am
12.9.2025
Updated am
12.9.2025
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Interprofessionelles Fallbeispiel: Unklare Schmerzen bei Demenz – klinisches Denken am Fallbeispiel

Situation:

Wohnzimmer,Hausbesuch am Vormittag,

Die 79-jährige Frau Maria G. wird zu Hause durch ihre Tochter und eine 24-Stunden-Betreuung unterstützt. Heute fällt der Tochter auf, dass ihre Mutter „nicht aufstehen“ wollte und über Schmerzen im rechten Fuß klagt. Beim Hausbesuch sitzt Frau Becker in einem Fernsehsessel, freundlich zugewandt, sie macht klare Aussagen, zeigt jedoch Unsicherheit hinsichtlich Anlass und Notwendigkeit des Besuchs.

Beschwerden/ Symptome:
Hauptbeschwerde ist ein Schmerz im rechten Fuß, der heute stärker auffällt und von Frau Becker selbst angegeben wird, sobald sie aufstehen soll. Sie beschreibt, dass sie nicht wisse,warum das untersucht werden müsse, sie fühle sich eigentlich ganz wohl. Einen Sturz oder ein auslösendes Ereignis verneint sie ausdrücklich.

Der Tochter oder der Betreuungsperson ist ebenfalls nichts aufgefallen. Zusätzlich gibt es mehrere "blaue Flecken" am linken Unterarm, was auch niemand erklären kann.

Befund:

  • Vitalwerte unauffällig
  • Schwellung re Aussenknöchel, Hier deutlicher DS(Druckschmerz)
  • Bei genauer Inspektion fällt auch am rechten Mittelfuß eine Schwellung mit leichterVerfärbung (?Bluterguss) auf. Auch hier schmerzhaft bei Druck.
  • Am linken Unterarm Schwellung und mehrere „blaueFlecken“
  • Deutlicher Druckschmerz am Handgelenk etwa 2 Querfinger proximal des Gelenkes
  • Beweglichkeit von Hand und Fingern istunauffällig.
  • Weitere Gelenke und der Oberkörper zeigen keineAuffälligkeiten.
  • Frau Becker wirkt insgesamt nicht beunruhigt, keineSchmerzen („Wenn du da nicht so draufdrückst…“ ) .
  • Sie äußert keine Ängste,scheint aber nicht zu verstehen, weshalb die Beschwerden Anlass für eineUntersuchung sind.

BekannteVorerkrankungen:

·      Demenz, seit mehreren Jahren diagnostiziert

·      Arterielle Hypertonie

·      Arthrose beider Kniegelenke

·      Osteoporose

Medikation
Dauermedikation:

·      Ramipril 5 mg 1-0-0

·      Alendronat 70 mg 1x wöchentlich

·       Calcium/Vitamin D 1-0-1

Bedarfsmedikation:

·      Paracetamol 500mg bis zu 4x am Tag bei Schmerzen

 

Hintergrundund soziales Umfeld:

Frau G. lebt seit vielen Jahren in ihrem Einfamilienhaus in einem kleinen Ort. Nach dem Tod ihres Ehemannes vor fünf Jahren übernahm zunächst ihre Tochter die tägliche Unterstützung, vor allem bei Einkäufen und organisatorischen Aufgaben.

Da die Demenz in den letzten zwei Jahren fortgeschritten ist, wohnt nun zusätzlich eine 24-Stunden-Betreuungsperson im Haus, die sich um die alltägliche Versorgung, Mahlzeiten und Sicherheit kümmert. Die Tochter wohnt in derselben Ortschaft und schaut regelmäßig vorbei, ist jedoch berufstätig und kann nicht rund um die Uhr verfügbar sein.

Frau Becker ist trotz ihrer kognitiven Einschränkungen im sozialen Kontakt freundlich, sucht Gespräche und wirkt meist zufrieden. Ihre Selbstständigkeit hat sie weitgehend verloren, dennoch bewegt sie sich in der Wohnung mit Unterstützung sicher, sitzt oft in ihrem Fernsehsessel und verfolgt gerne Sendungen, die sie aus früheren Jahren kennt.

Orientierung zu Zeit und Raum ist eingeschränkt, sie erkennt vertraute Personen jedoch zuverlässig wieder. Der Tagesablauf wird stark durch die Betreuungsperson strukturiert, wobei kleine Spaziergänge, Mahlzeiten und Ruhezeiten feste Bestandteile sind. Für die Tochter ist wichtig, dass ihre Mutter so lange wiemöglich im vertrauten Umfeld bleiben kann.

Interdisziplinäres Case-based Lernen

Medizinische Fallbeispiele

Beim Lernen mit Fallbeispielen (case-based learning "CBL") handelt es sich um ausgewählte Fallbeispiele aus der Praxis, um dein theoretisches Wissen aus der medizinischen Lehre zu vertiefen und den Transfer in die Praxis zu üben. Interprofessionelle Überlegungen fördern das Verständnis für komplexe Patientenversorgung und Kompetenzen wie Kommunikation, Teamarbeit und patientenzentriertes Handeln. Gleichzeitig kannst Du durch die eigenständige Erarbeitung von Lösungsansätzen dein Wissen überprüfen und vertiefen.

Was bekomme ich hier?

  • Realitätsnahe Szenarien: Detaillierte Beschreibungen der Situation, Hauptbeschwerden, Hintergrund, Vorerkrankungen, Medikamente und soziales Umfeld.
  • Online-Fallbesprechung: Einige Fallbeispiele werden im Livestream besprochen. Vor dem Livestream findest du nur die Aufgaben-beschreibung und den Arbeitsauftrag. Die Besprechung wird anschließend auf YouTube verfügbar sein.

Wie nutze ich das?

  • Eigenständiges Durcharbeiten: Der größte Lernerfolg entsteht durch das eigenständige Bearbeiten der Fallbeispiele nach Arbeitsauftrag.
  • Grundlage der Zusammenarbeit: Deine Lösungen und Ideen sind ideal für eine Austauschrunde in eurer Lerngruppe.
  • Vergleich mit Lösungsvorschlag: Du kannst einen beispielhaften Lösungsvorschlag ansehen, den wir erstellt haben. Es gibt keine „richtigen“ Lösungen, da sie sich im realen Kontext ergeben.

Arbeitsschritte befolgen:

  • Erfassung der Situation, Symptome, anamnestischer Informationen und des Umfeldes.
  • Entwickle Ideen und mögliche Diagnosen. Die Bewertung der Alternativen führt zu einer Arbeitshypothese.
  • Erarbeite deine berufsspezifischen Maßnahmen zur Situation.
  • Entscheide, ob es sich um einen Notfall handelt, der sofortiges Eingreifen erfordert. Falls ja, welche Maßnahmen du bis zum Eintreffen des Rettungsdienstes durchführst.

Was muss ich investieren?

  • Zeit: Plane bis zu 20 Minuten für die umfassenderen Fallstudien ein. Außerdem bist du herzlich zur Teilnahme an unseren Online-Besprechungen eingeladen.
  • Engagement: Kosten entstehen dir keine – wir bieten dir alle Materialien für die persönliche Nutzung kostenfrei an. Für Schulungsmaterialien  kontaktiere uns.

Deine Aufgabe:
Du bist nichtärztliche Fachkraftim Gesundheitswesen und begleitest einen Menschen in einer akuten oderkomplexen Situation. Erarbeite einen umfassenden und personalisiertenBehandlungsplan.

Dein Plan soll folgende Punkte beantworten:

1.     Welche Symptome zeigt der Mensch?
(Was ist beobachtbar? Was wird berichtet?)

2.     Was könnten Ursachen für die Situation sein?
(Welche Vorerkrankungen, Auslöser oder Zusammenhänge sind denkbar?)

3.     Liegt eine akute Gefährdung vor, die sofortigesHandeln erfordert?
(Wenn ja, wie erkennst du sie?)

4.     Was kannst du aus deiner Profession konkret beitragen?
(Welche Maßnahmen leitest du ein – aus deinem Fachgebiet heraus?)

5.     Was braucht es zusätzlich an ärztlicher Begleitungoder Medikation?
(Welche weiterführenden Schritte sind sinnvoll oder notwendig?)

6.     Wenn du den Notarzt verständigst: Was sind deineMaßnahmen bis zum Eintreffen?
(Wie sicherst du die Situation?)

Deine Herausforderung:

Sende deinen ausgearbeiteten Behandlungsplan als Antwort auf das Fallbeispielvor der Live Diskussion an:
📧 fragen@docmoritz.academy

➡️ Jede E-Mail wird individuell beantwortet.
➡️ Du bekommstgezieltes Feedback.

Bearbeite den Fall und sei Live dabei!

Bevor du dir den Lösungsansatz für dieses Fallbeispiel ansiehst, raten wir dir deine eigenen Ideen zuerst schriftlich festzuhalten,

Nimm dir jetzt 15-20 Minuten Zeit den Fall eigenständig zu lösen und mit deiner Lerngruppe zu diskutieren.

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Welche Symptome & Befunde zeigt der Mensch?

Symptome:

  • „Schmerzen im rechten Fuß“,
    v. a. beim Aufstehen; im Sitzen wenig/kein Leidensdruck
  • "Will/steht heute nicht auf“ (Auffälligkeit für Tochter/Betreuung)
  • Verneint Sturz oder auslösendes Ereignis
  • Wirkt freundlich, versteht den Anlass des Besuchs nicht recht (subjektiv erlebte Orientierung unsicher)
  • Beweglichkeit von Hand und Fingern erhalten,
  • keine weiteren Schmerzen an anderen Gelenken

Befunde:

  • 79-jährige Frau mit Demenz, freundlich, kooperativ, aber nicht voll orientiert
  • Vitalwerte unauffällig, keine Bewusstseinsstörung, keine akute vegetative Symptome
  • Schwellung rechter Außenknöchel und am rechten Mittelfuß mit leichter Verfärbung
    jeweils reproduzierbarer Druckschmerz
  • Hämatom/Schwellung linker Unterarm mit deutlichem Druckschmerz ~2 Querfinger proximal des Handgelenks
  • Hand/Finger-Beweglichkeit erhalten
  • Sonst keine Auffälligkeiten an weiteren Gelenken/Thorax

Was könnten Ursachen für die Situation sein? (Arbeitshypothese)

  • Trauma/Sturzgeschehen: unklar erinnert/verneint durch Patientin und Angehörige, aber     Hämatome an zwei Körperstellen → Verdacht naheliegend
  • Pathologische Fraktur: bei bestehender Osteoporose möglich auch nach Bagatelltrauma oder     minimaler Belastung
  • Degenerative Veränderungen: Arthrose könnte Schmerzen verstärken, erklärt aber Hämatome nicht
  • Misshandlung oder körperliche Gewalteinwirkung von Anderen
  • Hämatome durch Medikamenteneinnahme     (Paracetamol unauffällig, keine Antikoagulation) eher unwahrscheinlich

 

Arbeitshypothese:

Verdecktes Bagatelltrauma mit möglich(er) Fraktur
(Fragilitäts-/pathologische Fraktur bei Osteoporose)

Differenzialdiagnostisch: Weichteilverletzung/Prellung

Kontextkonflikt: Diskrepanz „kein Sturz“ ↔ Hämatome + lokaler Druckschmerz
→ Fraktur nicht ausgeschlossen

Liegt eine akute Gefährdung vor, die sofortiges Handeln erfordert?

Keine Vitalbedrohung aktuell

Potenziell relevante Gefährdung durch unerkannte Fraktur:
Risiko weiterer Dislokation, Fehlbelastung, Immobilisation, mittel- undlangfristige Komplikationen

Dringliche (nicht notfallmäßige) ärztliche Abklärung in einer chirurgischenAbteilung (Bildgebung) erforderlich. Deswegen Krankentransport bei unklarer Situation,um eine sekundäre Gefährdung zu vermeiden.

Wesentlich: Diagnostische Abklärung unbedingt erforderlich.
Hier ist die Abklärung in einer geeignetenEinrichtung erforderlich. Dies hausärztzliche Abklärung kann „nur“Zwischenstation sein ,wenn sich die direkte Vorstellung in einer ChirurgischenAbteilung nicht realisieren ließe. In Deutschland eine „typische“ Situation fürden Rettungsdienst.

Was kann ich aus meiner Profession (meinem Beruf) beitragen?

A.    Physiotherapie (PT)

  • Schonende Funktionsprüfung:     Belastbarkeit/Transfers beobachtend, keine forcierte Belastung. Schmerzzonen     klar dokumentieren
    (Ort, Reproduktion, Intensität)
  • Temporäre Entlastung/Schonung, ggf.     Hilfsmittel
    (Gehstütze/Rollator-Anpassung) bis zur Abklärung
  • Befund- und Risiko-Weitergabe an Ärzteteam
  • Sekundäre Mobilisation frühzeitig planen,     bzw nach Frakturausschluss kurzfristig beginnen

 

B.    Ergotherapie (ET)

  • Nach Frakturausschluss im Rahmen einer     „Gesamtbegleitung“
  • Transfer- und Umfeldanalyse (Sessel/Elektrorecliner, Teppichkanten, Beleuchtung)
  • Mikroanpassungen: rutschfeste Unterlagen,     Aufstehhilfen, Platzierung von Fernbedienung/Telefon
  • Anleitung der     24-h-Betreuung/Tochter: sicherer Transfer, Beobachtung von Schmerzsignalen     bei Demenz

 

C.   Aus Sicht der Pflege

  • Unterstützung der raschen diagnostischen     Abklärung
  • Schmerz- und Beobachtungsdokumentation (Skalen + nonverbale Zeichen)
  • Schonung/Positionierung: Hochlagerung, lokale Kühlung bei Schwellung (nach Verträglichkeit)
  • Mobilisation nur begleitet;     Sturzprophylaxe im häuslichen Setting
  • Kommunikation mit Angehörigen/Betreuung: Warnzeichen, Verhalten bis zur ärztlichen     Klärung

 

 

D.     Heilpraktiker:in (HP allgemein /sektoraler HP)

  • Behandlungsverbot: Verdacht auf     Knochenfraktur fällt nicht in die heilkundliche Kompetenz – weder     Manipulation noch „Einrenken“ oder invasive Maßnahmen erlaubt
  • Aufgabe: Erkennen der Grenzen, Einleitung     der ärztlichen Abklärung
  • Unterstützung: Aufklärung der     Angehörigen, Dokumentation der Beobachtungen, ggf. Empfehlungen zu     entlastenden Alltagsmaßnahmen (ohne Eingriff in die Verletzung)
  • Wichtig: Keine Verzögerung der     Diagnostik; keine eigenständige Immobilisation ohne ärztliche Rücksprache

Notwendige oder zu erwartende ärztliche Begleitung

  • Bildgebung (Röntgen/bei Bedarf CT) von Sprunggelenk/Mittelfuß und Handgelenk
  • Diagnosestellung und Entscheidung über weiteresVorgehen:
    • Ruhigstellung vs. operative/konservative Therapie je nach Frakturtyp
  • Analgesie-Anpassung; Osteoporose-Management im Verlauf
  • Unterstützung bei der ambulanten, häuslichen Versorgung
    (ev. Anpassung, Intensivierung von Verordnungen)
  • Bei multiplen Hämatomen: AusschlussFremdeinwirkung mit Augenmaß

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