Unterschiede zwischen Heilpraktiker und Physiotherapeuten

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Einleitung

Im Gegensatz zum sogenannten „großen Heilpraktiker“, der ein unbegrenztes Spektrum medizinischer Behandlungsmethoden zur Verfügung hat, sofern sie einer fachgerechten Erbringung der Heilkunde entsprechen, hat der sektorale Heilpraktiker für Physiotherapie die Beschränkung auf Methoden der Physiotherapie. (Welche Therapien kann ein sektoraler Heilpraktiker Physiotherapie durchführen) Besonders interessant erscheint beim sektoralen Heilpraktiker für Physiotherapie, dass er sich, dem Physiotherapeuten gleich, ebenfalls schwerpunktmäßig mit Bewegungsabläufen und Zusammenhängen im Körper beschäftigt.

Da für den sektoralen Heilpraktiker für Physiotherapie das Berufsexamen als Physiotherapeut zwingend vorgeschrieben ist, beherrscht er selbstverständlich die Methoden der Physiotherapie. So ergibt sich die Frage, welche tatsächlichen Unterschiede sich aus den verschiedenen Bereichen ergeben.

Heilpraktiker verstehen im historischen Kontext

Die Geschichte der Heilung und Medizin ist eine vielschichtige Reise durch Zeit und Kultur, die weit vor der Entstehung des modernen Heilpraktikerberufs beginnt. In prähistorischen Gesellschaften waren es oft Schamanen, die als spirituelle Heiler fungierten. Sie nutzten eine Kombination aus Pflanzenkunde, Tänzen und Ritualen, um Krankheiten zu behandeln. Mit dem Aufkommen antiker Zivilisationen wie Ägypten und Griechenland übernahmen Priester diese Rolle. Sie verbanden religiöse Rituale mit einem frühen Verständnis von Medizin und Chirurgie.

Im Mittelalter trat das Bild des „Kräuterweibleins“ in Erscheinung: lokale Kräuterkundige, die sich auf die Pflanzenheilkunde spezialisierten. Obwohl sie oft wichtige Heilarbeit leisteten, wurden sie manchmal der Hexerei beschuldigt. Während der Renaissance begann die Medizin, sich in eine wissenschaftliche Disziplin zu verwandeln, aber die Rolle des Volksheilers blieb in vielen Gemeinschaften erhalten.

In Deutschland führte diese Entwicklung zur Schaffung des Heilpraktikerberufs durch das Heilpraktikergesetz von 1939. Dieses Gesetz regelte die eigenständige Erbringung der Heilkunde auch durch Nichtärzte, ohne die Ausbildung zu reglementieren oder zu standardisieren. Es ermöglicht Laien, nach bestandener staatlicher Überprüfung legal zu praktizieren. Die Rolle des Heilpraktikers in der modernen Gesellschaft bleibt bestehen, oft als Ergänzung zur Schulmedizin. In diesem Kontext bildet der moderne Heilpraktiker eine Schnittstelle zwischen alten Traditionen und moderner Medizin.

Physiotherapie: Beweglichkeit und Rehabilitation

Physiotherapeuten sind Fachleute für die Wiederherstellung und Verbesserung der Beweglichkeit. Sie nutzen natürliche Heilverfahren, die sich auf aktive und passive Bewegungsformen stützten. Ihre Spezialisierung liegt in der Bewegungstherapie, einem dynamischen Prozess, der sich an die Steigerung der Belastbarkeit des Patienten während des Heilungsprozesses anpasst. Sie verwenden vielfältige Methoden wie Massagen, Elektrotherapie, Hydrotherapie und Thermotherapie. Ihr Ziel ist nicht nur die Behandlung bestehender Beschwerden, sondern auch die Prävention zukünftiger Probleme und die Förderung der Eigenständigkeit der Patienten.

Selbstständigkeit: Heilpraktiker vs. Physiotherapeut

Als sektoraler Heilpraktiker ist man für das Erkennen der richtigen Situation (Diagnose) und die Wahl der richtigen Behandlung eigenverantwortlich. Es ist entscheidend zu wissen, welche Menschen und Situationen von anderen Fachleuten wie Ärzten behandelt werden sollten. Die von Heilpraktikern erbrachten Leistungen werden direkt mit dem Patienten abgerechnet, und innerhalb des gesetzlich geregelten Versicherungssystems ist eine Erstattung der Leistungen ausgeschlossen.

Physiotherapeuten arbeiten ausschließlich auf Basis einer ärztlichen Verordnung und dürfen keine eigenständigen Diagnosen stellen. Sie sind im medizinischen Versorgungssystem als eigenständige Heilmittelerbringer tätig, wobei die Wahl des Heilmittels vom Arzt bestimmt wird. Ihre Leistungen werden im Rahmen des kassenärztlichen Versorgungssystems erbracht und von den gesetzlichen Krankenkassen finanziert. Abhängig vom Versicherungsstatus können Leistungen auch mit Berufsgenossenschaften abgerechnet oder als Privatrechnung mit dem Patienten vereinbart werden, der dann die Möglichkeit hat, diese Leistungen von seiner Privatversicherung erstattet zu bekommen.

Direktzuweisung: Ein Vorteil oder Hindernis?

Heilpraktiker und sektorale Heilpraktiker für Physiotherapie haben die Möglichkeit, Patienten direkt zu behandeln, ohne eine vorherige ärztliche Überweisung. Dies ermöglicht eine schnellere Versorgung der Patienten und legt eine hohe Verantwortung in die Hände der Therapeuten für die richtige Einschätzung der Behandlungsnotwendigkeit.

Physiotherapeuten arbeiten auf Grundlage einer ärztlichen Verordnung. Ein Modellvorhaben von BIG direkt gesund und dem IFK zeigt jedoch, dass die direkte Behandlung durch Physiotherapeuten die Behandlungsdauer verkürzt und die Beschwerden der Patienten schneller lindert, ohne Mehrkosten zu verursachen (Ärzteblatt, 2018).

Es gibt Bestrebungen innerhalb der Physiotherapie, den Beruf durch höhere Qualifikationen zu einem eigenständigen Heilberuf zu entwickeln. Ziel ist es, dass Physiotherapeuten in Zukunft gleichgestellt mit Ärzten „eigenständig die Heilkunde“ erbringen dürfen. Bedenken bestehen, dass der sektorale Heilpraktiker diese Entwicklungen zu einem tatsächlich eigenständigen Beruf verhindern könnte.

Wegen zu einer zukünftigen Gesundheitsversorgung

Auch wenn die Ausbildung von sektoralen Heilpraktikern für Physiotherapie und Physiotherapeuten in Bezug auf medizinische Methoden und Anwendungen ähnlich erscheint, unterscheiden sich Ansatz und Arbeitsweise erheblich. Der sektorale Heilpraktiker darf eigenständig die Heilkunde ausüben und ist verantwortlich für die Auswahl und Erbringung der therapeutischen Maßnahmen. Im Gegensatz dazu arbeitet die Physiotherapie auf ärztliche Anordnung und erbringt eigenständig ausgewählte Leistungen im Rahmen eines vorgegebenen Leistungsspektrums.

Diese Unterschiede betreffen auch die Möglichkeit des Direktzugang von Menschen zu den angebotenen Therapien und sollten bei der Wahl zwischen den beruflichen Aktivitäten berücksichtigt werden. Die Direktzuweisung zu Physiotherapeuten würde klare Vorteile in Richtung auf einen direkten Zugang zu den Leistungen der Physiotherapie bieten, birgt jedoch rechtliche Hürden. Sektorale Heilpraktiker stellen aktuell eine Schnittstelle dar, während der Beruf des Physiotherapeuten sich in Richtung mehr Autonomie entwickelt.

Nach meiner Überzeugung handelt es sich um unterschiedliche Zugangswege innerhalb des Gesundheitswesens und die Wahl zwischen Heilpraktiker und Physiotherapeut hängt von individuellen Bedürfnissen ab. Die Bestrebungen, die Physiotherapie zu einem eigenständigen Heilberuf auszubauen, könnten die Landschaft der Gesundheitsversorgung weiter verändern und bieten Raum für zukünftige Entwicklungen. Welche Rolle dann dem sektoralen Heilpraktiker zukommt kann momentan sicher nicht überblickt werden. Die Integration in die eigenständige Ausübung der Heilkunde könnte die eigenständige rechtliche Regelung im Sinne des sektoralen Heilpraktikers nicht mehr notwendig machen.