Kann man als Heilpraktiker gut verdienen?

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Einleitung: Kann man als Heilpraktiker gut verdienen?

Was ist ein Heilpraktiker?

Ein Heilpraktiker ist neben dem Arzt die einzige Berufsgruppe, die berechtigt ist, eigenverantwortliche Heilkunde auszuüben. Während Ärzte auf klassische, verschreibungspflichtige Medikamente zurückgreifen können, steht Heilpraktikern diese Option nicht zur Verfügung. Dies führt zu einer breiten Palette komplementärmedizinischer Anwendungen, die Heilpraktiker nutzen, um ihre Patienten zu behandeln. Obwohl es auch im ärztlichen Bereich Naturheilverfahren gibt, sind viele komplementärmedizinische Anwendungen traditionsgemäß im Bereich der Heilpraktiker angesiedelt. Die eigenständige Gestaltung der Arbeitssituation und Patientenkommunikation erlaubt es Heilpraktikern, sich ohne die Vorgaben von Dringlichkeit und Zeittakten des Gesundheitswesens ganzheitlich und empathisch dem Patienten zuzuwenden.

Unterschied zwischen großem und kleinem Heilpraktiker

Der „große Heilpraktiker“ hat eine staatliche Überprüfung durch das Gesundheitsamt in einer schriftlichen und mündlichen Prüfung abgelegt und wurde entsprechend dem Heilpraktikergesetz (HeilprG, Inkrafttreten: 1939, letzte Änderung: 2002) als Heilpraktiker anerkannt. Im Gegensatz dazu entstand der „kleine Heilpraktiker“ aus juristischen Einschätzungen, die es Menschen mit bestimmten Qualifikationen erlauben, in einem begrenzten Gebiet der Medizin tätig zu werden. Zuerst wurde der „sektorale Heilpraktiker für Psychotherapie“ eingeführt, gefolgt vom „sektoralen Heilpraktiker für Physiotherapie“. Aktuell gibt es auch den „sektoralen Heilpraktiker im Bereich der Ergotherapie.“ Diese Unterscheidung hat auch Auswirkungen auf die Einkommensmöglichkeiten und die Breite der Patientenklientel.

Einkommensmöglichkeiten für große Heilpraktiker

Ein „großer Heilpraktiker“ kann ein jährliches Einkommen zwischen 40.000 und 80.000 Euro erzielen. Das mittlere Gehalt liegt bei 45.339 €, und 25 % der Heilpraktiker verdienen sogar über 51.334 € im Jahr1. Standortabhängig variieren die Durchschnittsgehälter zwischen 40.100 € in Leipzig und 65.900 € in München2. Zwischen den Bundesländern gibt es ebenfalls Unterschiede, etwa 37.000 € in Schleswig-Holstein und 44.000 € in Bayern3. Wesentliche Faktoren sind zudem Berufserfahrung, eigene Ausbildung und die angebotenen Therapien.

Einkommensmöglichkeiten für kleine Heilpraktiker

Die Einkommensmöglichkeiten für „kleine Heilpraktiker“ variieren stark je nach Spezialisierung, ob als sektoraler Heilpraktiker für Psychotherapie, Physiotherapie oder Ergotherapie. In der Rechnungsstellung sind Heilpraktiker grundsätzlich frei.

Die Gebührenordnung für Heilpraktiker bietet Anhaltspunkte für die Abrechnung, ist jedoch nicht zwingend vorgeschrieben4. Sie orientiert sich an der für Ärzte geltenden Gebührenordnung. Zum Beispiel wird für eine mindestens 10-minütige Beratung ein Betrag zwischen 16,40 und 22 € vorgeschlagen.

In Bezug auf Abrechnungsmodalitäten der Krankenkassen zeigt sich eine flexible Anpassungsfähigkeit: Viele Heilpraktiker kommen dem Wunsch ihrer Patienten nach und orientieren sich an den gängigen Krankenkassen-Richtlinien, ohne dass dies verpflichtend wäre. Bei Streitigkeiten bietet der Bund Deutscher Heilpraktiker eine Gutachterstelle zur Klärung an5.

Sektorale Heilpraktiker im Bereich Physiotherapie können ihre bestehende physiotherapeutische Praxis weiterführen und auch physiotherapeutische Leistungen auf Rezept erbringen. In einer klar gekennzeichneten Struktur können sie zusätzliche, eigenverantwortliche Leistungen erbringen. Dies ermöglicht eine Übergangsphase, in der man ohne Verlust bisheriger Einnahmequellen einen neuen Patientenstamm für Selbstzahlerleistungen aufbauen kann.

Faktoren, die das Einkommen beeinflussen

Das Einkommen eines Heilpraktikers ist stark abhängig von der spezifischen Patientengruppe, die angesprochen wird. Bei einer bereits etablierten physiotherapeutischen Praxis bieten sich Chancen zur zusätzlichen Einkommenssteigerung, indem beispielsweise komplementärmedizinische Methoden integriert werden.

Wenn die physiotherapeutische Arbeit vollständig aufgegeben wird, ist zu beachten, dass der sektorale Heilpraktiker für Physiotherapie nur innerhalb der physiotherapeutischen Methoden arbeiten darf. Dennoch ermöglicht die eigenständige Tätigkeit im Rahmen der erlaubten Anwendungen eine individuelle und empathische Patientenbetreuung, was wiederum eine finanziell erfolgreiche Praxis begünstigen kann.

Unabhängig von den inhaltlich-methodischen Fragen spielen weitere Aspekte eine Rolle: die geografische Lage der Praxis, vorhandene Spezialisierungen, Berufserfahrung und ein geschicktes Marketing. Eine strategische Positionierung und klare Patientenkommunikation sind ebenso entscheidend für das Einkommen.

Schlussfolgerung: Ist eine Karriere als Heilpraktiker finanziell lohnend?

Eine rein finanzielle Betrachtung lässt gerade zu Beginn einer Tätigkeit als sektoraler Heilpraktiker keinen erheblichen Einnahmesprung erwarten. Die parallele Arbeit in einer bestehenden Praxis und als sektoraler Heilpraktiker kann jedoch eine lohnenswerte Übergangsphase darstellen und bei der Entscheidung helfen, ob eine vollständige Selbstständigkeit als sektoraler Heilpraktiker angestrebt wird.

Für diejenigen, die tiefer in die Materie der Selbstbestimmung und therapeutischen Gestaltung eintauchen möchten, bietet der Beitrag Sektoraler Heilpraktiker Freiheit spannende Einblicke.

Alles in allem kann eine Karriere als Heilpraktiker finanziell lohnend sein, sofern sie gut geplant und strategisch durchdacht ist.


Anmerkungen

  1. Gehalt.de – Heilpraktiker Gehalt ↩︎
  2. Stepstone – Heilpraktiker Gehalt ↩︎
  3. Indeed – Heilpraktiker Gehalt ↩︎
  4. Gebührenverzeichnis für Heilpraktiker ↩︎
  5. Bund Deutscher Heilpraktiker ↩︎