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Mit CanMEDS zu klarer Ausbildung und spürbarem Patientennutzen

CanMEDS in der Therapie: Rollen, Kompetenzen, Zukunftsperspektiven im deutschen Gesundheitswesen

Wie CanMEDS die therapeutische Ausbildung strukturiert, Rollen klärt und die Versorgung verbessert – mit Vorteilen für Lernende, Dozierende und Patient:innen.

Von
Peter "Doc" Moritz
May 2025
Update
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May 2025
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Mit CanMEDS zu klarer Ausbildung und spürbarem Patientennutzen

Wie CanMEDS die therapeutische Ausbildung strukturiert, Rollen klärt und die Versorgung verbessert – mit Vorteilen für Lernende, Dozierende und Patient:innen.

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Peter "Doc" Moritz

CanMEDS in der Therapie: Rollen, Kompetenzen, Zukunftsperspektiven im deutschen Gesundheitswesen

Warum ein gemeinsames Rollenverständnis in der Therapie zählt

Patient: „Ich brauche endlich ein Behandlungsteam, das meine Geschichte wirklich versteht und gemeinsam handelt.“
Professionelle Therapeutin: „Mit dem CanMEDS‑Framework teilen wir einen klaren Rollen‑ und Kompetenzrahmen – so greifen Wissen und Kommunikation ineinander.“

Hochwertige Versorgung entsteht dort, wo Diagnostik, Therapie und Begleitung wie Zahnräder ineinandergreifen. Doch Angehörige medizinisch‑therapeutischer Berufe – von der angehenden Voll‑Heilpraktikerin bis zum Physio‑Schüler im Krankenhauspraktikum – fragen sich im Alltag oft, welche Rolle sie gerade übernehmen sollen.

Seit Mitte der 1990er‑Jahre liefert das kanadische Royal College mit dem CanMEDS‑Framework eine Antwort: sieben klar benannte Kompetenzen – Medical Expert (medizinische:r Expert:in), Communicator (Kommunikator:in), Collaborator (Teamplayer:in), Leader (Führungspersönlichkeit), Health Advocate (Gesundheitsanwält:in), Scholar (Wissenschaftler:in) und Professional (Professionelle:r). Diese Struktur bietet einen gemeinsamen Bezugsrahmen für Lernziele, Prüfungen und interprofessionelles Handeln. Die für 2025 geplante Überarbeitung schärft das Raster weiter und betont Themen wie Führung, digitale Zusammenarbeit sowie Equity, Diversity & Inclusion (Gerechtigkeit, Vielfalt & Inklusion).

Hier setzt CanMEDS an: Es macht Rollen transparent, erleichtert Teamarbeit und stärkt sowohl Patientennutzen als auch professionelle Selbstbestimmung.

Der folgende Artikel beleuchtet Herkunft, Evidenz und Lehrpraxis des Modells und zeigt, wie dieses Rollen‑ und Kompetenzverständnis interprofessionelles Arbeiten zum Vorteil von Patient:innen und Fachpersonen ermöglicht.

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Warum CanMEDS heute wichtiger ist denn je

Ursprünge (1987 – 1996)

In den späten 1980er‑Jahren initiierte das Educating Future Physicians for Ontario (EFPO)‑Projekt eine breit angelegte Stakeholder‑Befragung: Patient:innen, Angehörige verschiedener Gesundheits­berufe und politische Entscheider definierten erstmals öffentlich, welche Kompetenzen Ärztinnen und Ärzte für eine zeitgemäße Versorgung benötigen.

„Man sagt, die Medizin habe sich im letzten halben Jahrhundert dramatisch verändert, die medizinische Ausbildung jedoch kaum … Es wächst die Einsicht in den Fakultäten, im Berufsstand und in der Öffentlichkeit, dass die Ausbildung von Ärztinnen und Ärzten – und die Ärztinnen und Ärzte der Zukunft – auf die sich wandelnden Bedürfnisse der Gesellschaft reagieren müssen.“ John Wade, Rede vor dem Council des Royal College, 1993 (eigene Übersetzung)

Mit diesem Zitat brachte der damalige Council‑Präsident das Anliegen der EFPO‑Initiative pointiert auf den Punkt: Die medizinische Ausbildung sollte sich an den realen Bedürfnissen der Gesellschaft orientieren. Der Begriff Stakeholder bezieht sich hier auf alle Gruppen, die von ärztlichem Handeln unmittelbar betroffen sind – also Patient:innen, andere Gesundheitsberufe, Lehrende, Kostenträger und Politik.

Aus den EFPO‑Ergebnissen entwickelte das Royal College of Physicians and Surgeons of Canada 1996 das erste CanMEDS‑Framework. Seine Kernidee: Medizinische Expertise steht im Zentrum, wird aber nur wirksam, wenn sechs begleitende Rollen (u. a. Communicator, Leader und Health Advocate) gleichermaßen berücksichtigt werden.

Mit dieser Struktur brach CanMEDS radikal mit rein fach­inhalts­orientierten Curricula und leitete den Paradigmen­wechsel hin zur kompetenzbasierten medizinischen Ausbildung ein.

[Evidence] Frank, J. R., Snell, L., & Sherbino, J. (2015). Physician Competency Framework.

Updates 2005 & 2015

Die erste Überarbeitung von CanMEDS erschien 2005 und brachte zwei Weichenstellungen:

  • Der Terminus Manager wurde geschärft, betonte nun Praxis‑Organisation, Ressourcen­steuerung und Systems Thinking.
  • Patient Safety sowie Qualitätsmanagement erhielten explizite Lernziele – eine Antwort auf internationale Studien zu vermeidbaren Behandlungsfehlern.

Die umfangreichere Revision 2015 ersetzte Manager durch Leader (Führungspersönlichkeit), um den aktiven Gestaltungs­auftrag stärker herauszustellen. Zusätzlich wurden Querschnitts Themen integriert:

  • Schutz gefährdeter Populationen (Health Advocate)
  • Informations­kompetenz & E‑Learning (Scholar)
  • Systemisches Denken in interprofessionellen Teams (Collaborator)

Praxisbezug: Für Ausbilder:innen bedeutete das, Lernziele rückwärts vom klinischen Arbeitsplatz zu planen (Backward Design) und Rolle‑spezifische Prüfungs­formate wie Mini‑CEX oder OSCE‑Stationen einzuführen.

Mit diesen Aktualisierungen rückte CanMEDS endgültig in die Rolle eines internationalen Referenz­standards für kompetenzbasierte Curricula. Entscheidend war dabei weniger ein formaler Beschluss als die disruptive Legitimation durch den Stakeholder‑Prozess: Erstmals brachten Patient:innen, interprofessionelle Teams und Gesundheitspolitik ihre Erwartungen gemeinsam ein. So wandelte sich hochkomplexes Fachwissen zu einem praxisnahen Rollen‑ und Kompetenzraster, das "von außen nach innen" autorisiert war. Heute orientieren sich nicht nur medizinische Fakultäten, sondern das gesamte Gesundheitswesen an diesem Rahmen – weil er nachweislich hilft, High‑Tech‑Expertise in konkreten Nutzen für Menschen zu übersetzen.

[Evidence] CanMEDS Framework. (o. J.). Abgerufen 30. Mai 2025, von https://www.royalcollege.ca/en/standards-and-accreditation/canmeds.html

Was sich bis 2026 verändert – die neue CanMEDS-Generation

Die aktuell laufende Überarbeitung des Frameworks zielt darauf ab, CanMEDS an drei Dynamiken anzupassen:

  • Equity, Diversity & Inclusion (EDI): Jede Rolle soll explizite Lernziele zu Diversitäts­kompetenz und gerechtem Zugang enthalten.
  • Digitale & KI‑gestützte Versorgung: Von Tele‑Health bis Clinical Decision Support werden digitale Kompetenzen als Querschnitts­aufgaben verankert.
  • Planetary Health & Nachhaltigkeit: Gesundheitliche Auswirkungen des Klimawandels fließen erstmals systematisch in die Rolle Health Advocate ein.

Timeline: Konsultations­phase 2024/25 → Pilot‑Curricula 2025/26 → Finaler Release voraussichtlich 2026.

Parallel prüft eine Forschungs­gruppe, wie Adaptive Expertise (Fähigkeit, Prinzipien auf neue Situationen zu übertragen) die zentrale Rolle Medical Expert ergänzt. Auch Assessment‑Methoden (z. B. KI‑gestütztes Video‑Feedback) werden erprobt, um Lernfortschritt praxisnäher abzubilden.

[Evidence] Thoma B, Karwowska A, Samson L, et al. Emerging concepts in the CanMEDS physician competency framework. Can Med Educ J. 2023;14(1):4-12. doi:10.36834/cmej.75591

Die sieben CanMEDS-Rollen – und was sie im Alltag bedeuten

CanMEDS beschreibt Expertise als Zusammenspiel sieben gleichwertiger Rollen. Jede Rolle stellen wir hier in einer kompakten Pingpong‑Szene dar: Neben der pointiert dargestellten Patient:innen‑Perspektive wird anschließend die therapeutische Fachexpertise beleuchtet. Wesentliche Literaturangaben ermöglichen die Beurteilung und das vertiefte Studium der Evidenz. So wird in jedem Abschnitt deutlich, in welchem Zusammenhang konkrete Kompetenzen stehen und wie sie unmittelbaren Nutzen stiften.

1 Medical Expert (medizinische:r Expert:in)

Patient: „Endlich verstehe ich, warum meine Symptome zusammenhängen – und dass wir den Verlauf regelmäßig überprüfen.“
Therapeutische Fachperson:
„Als Medical Expert nutze ich strukturiertes Clinical Reasoning: Ich verbinde Differentialdiagnostik, Evidenz und ganzheitliche Therapieplanung – und re‑evaluiere bei jeder Veränderung.“
  • Kernkompetenz: Tiefes Pathophysiologie‑Wissen, systematisches Clinical Reasoning und adaptive expertise (Übertragen bewährter Prinzipien auf neue Situationen).
  • Praxisbeispiel: Bei chronischem Rückenschmerz werden Red‑Flags ausgeschlossen, Bildgebung nur gezielt eingesetzt; der multimodale Therapieplan enthält festgelegte Check‑points zur Re‑Evaluation.
  • Nutzen für Patient:innen: Transparente Entscheidungen, realistische Prognose, kontinuierliche Anpassung – steigert Vertrauen, Sicherheit und Therapietreue.
  • Nutzen für Fachpersonen: Ressourcenschonung durch gezielte Diagnostik, dokumentierter Entscheidungsweg, gesteigerte Selbstwirksamkeit.

[Evidence] van den Broek S. et al. (2023) – Workplace Assessment of Medical Expert Competence.

2 Communicator (Kommunikator:in)

Patient: „Ich fühle mich endlich verstanden – und weiß genau, was der nächste Schritt ist.“
Therapeutische Fachperson: „Als Communicator setze ich Teach‑Back (Patient rezitiert in eigenen Worten zur Verständnisprüfung) und klare Visuals ein, strukturiere Übergaben mit SBAR und formuliere Entscheidungen ohne Fachjargon.“
  • Kernkompetenz: Empathische, zielgruppengerechte Gesprächsführung – inklusive aktiver Zuhörtechniken, Teach‑Back, kultur­sensitiver Sprache und stringenter Dokumentation.
  • Praxisbeispiel: Vor einer multimodalen Schmerztherapie fasst die Fachperson Ziele in Alltagssprache zusammen, lässt den Patienten wiederholen („Was nehmen Sie mit?“) und nutzt eine Ampelgrafik für Belastungs­grenzen. Übergabe an Kolleg:innen erfolgt schriftlich und mündlich per SBAR (Situation, Background, Assessment, Recommendation).
  • Nutzen für Patient:innen: Versteht Therapieplan, kann Warnzeichen selbst einschätzen, ist nachweislich therapietreuer und erlebt mehr Selbstwirksamkeit.
  • Nutzen für Fachpersonen: Weniger Rückfragen, reduzierte Fehlerquote bei Übergaben, messbar bessere Patient Reported Outcome Measures (PROMs).

[Evidence] Frank J.R. et al. (2015) – Communicator Role; Institute for Healthcare Improvement (2022) – Teach‑Back Toolkit.

3 Collaborator (Teamplayer:in)

Patient: „Ich will nicht alles doppelt erzählen – und brauche das Gefühl, dass meine Behandler:innen sich abstimmen.“
Therapeutische Fachperson:
„Als Collaborator fördere ich echte Zusammenarbeit: Ich koordiniere mich aktiv mit anderen Berufsgruppen, teile relevante Informationen und verfolge mit allen Beteiligten gemeinsame Therapieziele.“
  • Kernkompetenz: Interprofessionelle Kommunikation, geteilte Verantwortung, Rollenklärung im Team, konstruktive Konfliktlösung.
    (siehe auch Interprofessionelle Zusammenarbeit im Gesundheitswesen)
  • Praxisbeispiel: In einer geriatrischen Reha werden nach einem Sturz alle Fachdisziplinen (Ergo, Physio, HP, Pflege, Sozialdienst) in eine Zielplanung integriert. Die Übergabe erfolgt mit gemeinsamem Reha-Zielbogen und strukturierter Abstimmung via Fallkonferenz.
  • Nutzen für Patient:innen: Klarer Behandlungsplan ohne Doppeluntersuchungen, höhere Kohärenz im Alltag, stärkere Orientierung am individuellen Lebenskontext.
  • Nutzen für Fachpersonen: Bessere Planbarkeit, klarere Rollenverteilung, höhere Zufriedenheit im Team und reibungsärmerer Arbeitsfluss, effektivere Ressourcennutzung.

[Evidence] Canadian Interprofessional Health Collaborative (CIHC) – National Interprofessional Competency Framework (2010); Gosselin et al. (2019) – CanMEDS & Physiotherapy Collaboration Models.

4 Leader (Führungspersönlichkeit)

Patient: „Ich merke, wenn mein Behandlungsteam gut organisiert ist – das gibt mir Vertrauen.“
Therapeutische Fachperson:
„Als Leader gestalte ich Prozesse aktiv mit: Ich strukturiere Abläufe, beziehe das Umfeld ein und setze mich für nachhaltige Qualität in der Versorgung ein.“
  • Kernkompetenz: Verantwortung übernehmen, Ressourcen managen, Entscheidungen treffen, Qualitätssicherung mitgestalten – im eigenen Wirkungskreis und im größeren System.
  • Praxisbeispiel: Eine Ergotherapeutin organisiert einen internen QM-Zirkel zur Reflexion von Behandlungsabläufen. In der Praxis mit mehreren Berufsgruppen wird ein digitales Übergabeprotokoll eingeführt, das Patientensicherheit und Workflow verbessert.
  • Nutzen für Patient:innen: Weniger Wartezeiten, nachvollziehbare Prozesse, mehr Vertrauen in die Behandlungsstruktur.
  • Nutzen für Fachpersonen: Klarheit über Zuständigkeiten, aktiver Einfluss auf Abläufe, Motivation durch gestaltende Mitverantwortung.

[Evidence] Frank et al. (2015) – CanMEDS Leader Role; WHO (2020) – Health Leadership in Multidisciplinary Practice.

5 Health Advocate (Gesundheitsanwält:in)

Patient: „Ich hätte nie gewusst, dass mir diese Leistung zusteht – gut, dass mich jemand darauf hingewiesen hat.“
Therapeutische Fachperson:
„Als Health Advocate setze ich mich dafür ein, dass Patient:innen Zugang zu passenden Gesundheitsleistungen erhalten – auch über die eigene Praxis hinaus.“
  • Kernkompetenz: Bedürfnisse erkennen, Ungleichheiten adressieren, Gesundheitskompetenz fördern, Hilfesysteme kennen und aktivieren.
  • Praxisbeispiel: Eine Therapeutin berät einen älteren Patienten mit eingeschränkter Mobilität nicht nur zu Maßnahmen der Sturzprävention, sondern organisiert auch einen Antrag auf Hilfsmittelversorgung und bringt ihn mit einer lokalen Bewegungsgruppe in Kontakt.
  • Nutzen für Patient:innen: Bessere Versorgung, gestärkte Autonomie, niedrigere Schwellen zu Prävention & Nachsorge.
  • Nutzen für Fachpersonen: Erweiterter Handlungsspielraum, höhere Sinnhaftigkeit im Berufsalltag, stärkere Bindung an die Patient:innen.

[Evidence] CanMEDS Framework (2015) – Health Advocate Role; WHO (2021) – Social Determinants of Health & Access to Care.

6 Scholar (Wissenschaftler:in)

Patient: „Ich fühle mich sicherer, wenn meine Behandlung nicht nur Erfahrung, sondern auch aktuelles Wissen einbezieht.“
Therapeutische Fachperson:
„Als Scholar entwickle ich mich fachlich weiter, hinterfrage kritisch und teile mein Wissen aktiv mit Kolleg:innen.“
  • Kernkompetenz: Lebenslanges Lernen, evidenzbasierte Praxis, Lehrkompetenz, konstruktives Feedback geben & annehmen.
  • Praxisbeispiel: Eine Physio-Fachkraft wertet neue Studien zu chronischen Knieschmerzen aus, passt daraufhin ihre Behandlungskonzepte an und stellt das Update im internen Fortbildungszirkel vor.
  • Nutzen für Patient:innen: Aktuelle, gut begründete Therapieentscheidungen, verbesserte Wirksamkeit, transparente Kommunikation.
  • Nutzen für Fachpersonen: Fachliche Sicherheit, Anschluss an aktuelle Leitlinien, kollegialer Austausch auf Augenhöhe.

[Evidence] CanMEDS Scholar Role; Sackett et al. (1996) – Evidence-Based Medicine; Royal College (2021) – Teaching & Feedback Tools.

7 Professional (Professionelle:r)

Patient: „Ich möchte mich auf mein Gegenüber verlassen können – in Haltung, Auftreten und Entscheidung.“
Therapeutische Fachperson:
„Als Professional stehe ich für Integrität, reflektiere mein eigenes Verhalten und halte mich an ethische sowie gesetzliche Standards.“
  • Kernkompetenz: Berufsethik, Selbstreflexion, Grenzbewusstsein, Datenschutz, professioneller Umgang mit Nähe & Distanz.
  • Praxisbeispiel: Eine Heilpraktikerin dokumentiert einen Therapieabbruch transparent, begründet ihn offen mit der Patientin und verweist an eine andere Fachstelle – weil ihre Rolle in diesem Fall nicht ausreichend passt.
  • Nutzen für Patient:innen: Verlässlichkeit, Vertrauen, Orientierung auch in schwierigen Situationen.
  • Nutzen für Fachpersonen: Klarer beruflicher Rahmen, Schutz vor Überforderung, gestärkte Selbstwirksamkeit durch Rollenklarheit.

[Evidence] Frank et al. (2015) – CanMEDS Professional Role; Beauchamp & Childress (2019) – Principles of Biomedical Ethics.

CanMEDS trifft auf Praxis – Physio & Ergo im Fokus

Historischer Kontext: Die Canadian Physiotherapy Association und das National Physiotherapy Advisory Group entwickelten 2009 ein eigenständiges „Physiotherapy Competency Profile“ auf Basis der sieben CanMEDS-Rollen – ergänzt um berufsspezifische Sub-Kompetenzen und Praxisbeispiele.

Das CanMEDS-Framework wurde ursprünglich für die ärztliche Ausbildung entwickelt – seine Grundidee eines rollenbasierten Kompetenzmodells wurde jedoch rasch auf andere Gesundheitsberufe übertragen. Bereits ab Mitte der 2000er-Jahre begannen Fachhochschulen und Berufsverbände in Kanada, den CanMEDS-Rahmen explizit für Physiotherapie und Ergotherapie anzupassen.

In Deutschland, der Schweiz und den Niederlanden ist das Framework seit den 2010er-Jahren zunehmend in Modulhandbüchern, OSCE-Prüfungen und berufspädagogischen Konzepten für Therapieberufe verankert.

Spezifische Anpassungen im therapeutischen Kontext

  • Medical Expert → Clinical Expert: Stärker praxisbezogen, mit Fokus auf Befundung, Funktionsanalyse und zielorientierte Intervention (z. B. ICF-basiert).
  • Leader: Betont zusätzlich Fallverantwortung, Terminplanung, Dokumentation und Mitwirkung an Schnittstellenmanagement.
  • Health Advocate: Bezieht häufig auch Gesundheitsförderung im sozialen Umfeld mit ein (Schule, Pflegeeinrichtungen, Quartiersarbeit).
  • Scholar: Wird in der Physio-/Ergotherapie oft über Peer-Learning, reflektierende Journale oder gezielte Praxisforschung operationalisiert.
Beispiel: In der Ausbildung zur Physiotherapeutin werden CanMEDS-Rollen systematisch in OSCE-Simulationen integriert – z. B. bei der interprofessionellen Fallbesprechung (Collaborator) oder der patientenzentrierten Zielklärung (Communicator). Für das Modul „Geriatrie“ erhalten Lernende begleitende Rollen-Reflexionsbögen, die Feedback und Selbstbild kombinieren.

Die Einführung von CanMEDS in Therapieberufen stärkt Interprofessionalität, macht Kompetenzentwicklung gezielter planbar und fördert ein verantwortliches, reflektiertes Rollenverständnis – das über Einzelfertigkeiten hinausgeht.

[Evidence] Gosselink R. et al. (2019) – Harmonised Respiratory PT Curriculum; Puga F. et al. (2012) – Role Integration in Competency-Based PT Education; IFOMPT (2020) – International Standards for Advanced Therapy Education.

Umsetzung in Deutschland – ein Zwischenstand

In Deutschland wird das CanMEDS-Framework zunehmend als Referenzmodell für die Kompetenzentwicklung in den Gesundheitsfachberufen anerkannt.

Physiotherapie

Die führenden physiotherapeutischen Berufsverbände in Deutschland haben in ihrer Stellungnahme zur Reform der Ausbildungs- und Prüfungsverordnung (APrV) betont, dass die zukünftige Ausbildung der Physiotherapeut:innen sich an internationalen Standards wie dem CanMEDS-Framework orientieren sollte. Diese Empfehlung zielt darauf ab, die Ausbildung kompetenzorientierter und praxisnäher zu gestalten

Darüber hinaus wurde im Rahmen des Projekts „PHYSIO 2030“ ein Kompetenz-Kompass entwickelt, der die sieben CanMEDS-Rollen auf die physiotherapeutische Praxis überträgt. Dieses Modell dient als Leitfaden für die Ausbildung und Weiterentwicklung von Physiotherapeut:innen in Deutschland

[Evidence] KODE® Konzept, 2021; Physio Deutschland & Bündnis Therapieberufe, 2023

Ergotherapie

Der Deutsche Verband der Ergotherapeuten (DVE) hat 2019 ein Kompetenzprofil veröffentlicht, das sich an den CanMEDS-Rollen orientiert, jedoch an die spezifischen Anforderungen der Ergotherapie in Deutschland angepasst wurde

Eine qualitative Studie aus dem Jahr 2021 untersuchte die Umsetzung dieses Profils in der Praxis. Die Ergebnisse zeigten, dass das Modell überwiegend positiv aufgenommen wird, jedoch Herausforderungen bei der praktischen Umsetzung bestehen – insbesondere aufgrund der heterogenen Ausbildungslandschaft und der Vielfalt ergotherapeutischer Arbeitsfelder

Diese Entwicklungen zeigen: CanMEDS wird im deutschen Raum nicht einfach übernommen, sondern gezielt adaptiert – als strukturierter Orientierungsrahmen für Rollenklarheit, Interprofessionalität und gezielte Kompetenzentwicklung.

[Evidence] Surfsharekit Studie, 2021; Bündnis Therapieberufe, 2019

Was CanMEDS in der Praxis bewirkt – für Teams und Patient:innen

Wie wirkt sich dieses Rollenverständnis konkret im Praxisalltag aus – für Teams, Patient:innen und die berufliche Identität? Die Implementierung des CanMEDS-Frameworks in therapeutischen Gesundheitsberufen bietet mehr als eine strukturierte Ausbildungsgrundlage – sie entfaltet konkrete Wirkungen im Berufsalltag. Dabei profitieren sowohl Patient:innen, Lernende als auch erfahrene Fachpersonen von einem präziseren Rollenverständnis, klareren Erwartungen und besserer Selbststeuerung.

Lernziel-Transparenz & Rollenklarheit

  • Für Lernende bedeutet CanMEDS: Sie wissen, was erwartet wird – nicht nur fachlich, sondern auch hinsichtlich Kommunikation, Führung und Teamverhalten. Der Bezug zur Praxis wird von Beginn der Ausbildung an transparent.
  • Für Lehrende und Ausbilder:innen wird die Formulierung und Prüfung von Lernzielen klarer und objektivierbarer. Der direkte Bezug zum späteren Berufsbild und den Erwartungen der Praxis wird deutlich.
  • Für Praxisstellen (z. B. Kliniken, Praxen, Heime): Klar definierte Rollen erleichtern die Integration von Lernenden und fördern Feedbackprozesse. Die Erfahrungen werden zum integrierten Bestandteil der Lehre.
Beispiel: Angehende Ergotherapeut:innen reflektieren mithilfe von CanMEDS-Reflexionsbögen regelmäßig ihre Entwicklung z. B. in den Rollen „Professional“ oder „Health Advocate“ – und verbinden damit konkrete Alltagssituationen.

Mehr Orientierung für Patient:innen

Auch Patient:innen profitieren vom CanMEDS-Modell – und zwar ganz konkret. Klar definierte Rollen führen zu:

  • verlässlicherer Kommunikation im Behandlungsverlauf
  • besser abgestimmter Teamarbeit zwischen Fachpersonen
  • größerer Transparenz darüber, wer welche Verantwortung trägt
  • verbesserter Qualität der Versorgung, da professionelle Rollen gezielter erfüllt und überprüft werden können

In der Praxis bedeutet dies: weniger Unsicherheiten, klarere Erwartungen, gesteigertes Vertrauen – und letztlich eine stärkere Einbindung in den eigenen Therapieprozess.

Weniger Prüfungsstress, mehr Selbstbestimmung

CanMEDS-basiertes Lernen folgt der Idee des Outcome-Based Education: Ziel ist nicht die Aneignung von Stoff, sondern die nachweisbare Entwicklung beruflicher Handlungskompetenz. Dieser Wechsel:

  • reduziert die Prüfungsbelastung durch realitätsnahe, formatives Feedback
    (z. B. Mini-CEX, Fallreflexionen, Peer-Evaluation)
  • erhöht die Selbstwirksamkeit von Lernenden, da sie ihr Kompetenzwachstum selbst einschätzen und steuern lernen
  • schafft eine neue, gleichwertige Dialogebene zwischen Lernenden und Ausbildenden – mit klar benannten Rollen und abgestimmten Erwartungen

Lernen mit Wirkung – wie CanMEDS die Ausbildung verändert

Dozent:innen-Zitat: „Mit CanMEDS plane ich Lernziele rückwärts – vom Workplace-Assessment bis zur Objective Structured Clinical Examination (OSCE).“

Die Umsetzung von CanMEDS im Unterrichtsalltag verändert die Art, wie Lernen gedacht, geplant und geprüft wird. Statt bloßer Stoffvermittlung rückt berufliche Handlungskompetenz ins Zentrum – messbar, reflektierbar, entwickelbar.

Outcome-Based Education & Backward Design

  • CanMEDS fördert Outcome-Based Education: Lehrziele werden nicht nach Themen, sondern nach dem angestrebten Kompetenzniveau formuliert. Das Prinzip: „Beginne mit dem Ende“ – also mit der Frage, was eine Fachperson tatsächlich können soll.
  • Backward Design bedeutet: Curricula starten mit dem angestrebten Outcome (z. B. „führt ein interprofessionelles Übergabegespräch“) und planen Lehrformate sowie Assessments gezielt auf diesen Nachweis hin.

Didaktische Werkzeuge & Prüfungsformate

Die Rollenstruktur von CanMEDS lässt sich didaktisch gezielt einsetzen – z. B. durch:

  • Rollenkarten & Reflexionsbögen für den Unterricht
  • Mini-CEX, strukturierte Fallbeobachtungen und Peer-Feedback für formative Rückmeldungen
  • OSCE-Stationen, bei denen jede Station eine Rolle fokussiert (z. B. „Communicator“ bei einem Aufklärungsgespräch)

Diese Instrumente ermöglichen eine kontinuierliche Entwicklung und gezielte Rückmeldung – ohne Prüfungsdruck, aber mit hoher Wirksamkeit.

Evaluation: Objektiver, dialogischer, alltagsnäher

  • Rollenbasierte Rubrics sind bewertungsleitende Raster, die für jede CanMEDS-Rolle beschreiben, was gutes, angemessenes oder entwicklungsbedürftiges Verhalten ausmacht – jeweils anhand konkreter, beobachtbarer Kriterien.
  • Sie machen Bewertungskriterien explizit und fördern ein gemeinsames Verständnis zwischen Lehrenden und Lernenden.
  • Validität & Reliabilität steigen, da nicht mehr „unsichtbare Erwartungen“, sondern transparente Rollenerwartungen beurteilt werden.
  • Berufsidentität wird gestärkt: Lernende erkennen sich in professionellen Rollen wieder – und erhalten konstruktives Feedback auf Augenhöhe.

[Evidence] van den Broek et al., 2023; Royal College “Teaching & Assessment Guide”, 2021

Ein Fall, viele Rollen Kompetenzorientiert – Rückenschmerz als Praxisbeispiel

Wie all das in der Praxis ineinandergreift, zeigt ein häufiger, typischer Fall aus dem Praxisalltag – die Geschichte eines Rückenschmerz-Patienten. Dieser exemplarische Fall beschreibt, wie das CanMEDS-Modell den Versorgungsprozess bei chronischem Rückenschmerz verändert – aus der Perspektive der Patient:innen und entlang der sieben professionellen Rollen.

Patient: „Es ist nicht nur der Schmerz – es ist, wie er mein ganzes Leben durcheinanderbringt.“
Therapeutische Fachperson:
„Ich begleite Sie nicht nur mit Übungen, sondern als Teil eines Teams, das Ihre Geschichte, Ihre Ziele und Ihre Ressourcen ernst nimmt.“

Ausgangslage

Ein 52-jähriger Patient mit chronischen lumbalen Rückenschmerzen seit über sechs Monaten, mehrfach in hausärztlicher und orthopädischer Betreuung. Beruflich belastet, sozial zunehmend isoliert, unsicher bezüglich der nächsten Schritte.

Integration der CanMEDS-Rollen

  • Medical Expert: Die therapeutische Fachperson führt eine gezielte klinische Untersuchung durch, prüft Red Flags, nutzt ICF-Kriterien und entwickelt einen multimodalen Behandlungsplan.
  • Communicator: In einem strukturierten Gespräch wird das bio-psycho-soziale Modell erläutert; der Patient benennt eigene Therapieziele und erhält verständliche Materialien zur Selbsthilfe.
  • Collaborator: Fallbesprechung im interprofessionellen Team (Hausarzt, Physio, Sozialdienst) mit abgestimmtem Wochenplan und klarer Rollenverteilung.
  • Leader: Die Therapeutin übernimmt die Koordination der Folgekontakte, dokumentiert fortlaufend Zielerreichung und evaluiert gemeinsam mit dem Patienten die Wirkung.
  • Health Advocate: Aufklärung über rückengerechtes Verhalten im Alltag; Motivation zur Teilnahme an Rückenschule und Arbeitsplatzberatung.
  • Scholar: Nutzung aktueller Leitlinien und Studien (z. B. DEGAM, NICE) zur Individualisierung der Maßnahmen; Evaluation des Verlaufs mit PROMs.
  • Professional: Verbindliches Auftreten, empathischer Umgang mit Frustration des Patienten, klare Abgrenzung bei unrealistischen Erwartungshaltungen.

Ergebnis

Die Therapie verläuft integrativ und nachhaltig: Der Patient fühlt sich gesehen, beteiligt und gestärkt. Rückenschmerzen werden nicht „wegtherapiert“, sondern als gemeinsam bewältigbare Herausforderung verstanden. Die CanMEDS-Rollen strukturieren das Vorgehen – sichtbar für das Team, spürbar für den Patienten.

[Evidence] DEGAM-Leitlinie Kreuzschmerz (2020); NICE Guideline NG59 (Low back pain and sciatica, 2020); Schröder et al. (2021) – "Kompetenzorientierte Versorgung chronischer Rückenschmerzen"

Was als Impuls begann – und wie CanMEDS das System verändern kann

Die Entwicklung des CanMEDS-Frameworks ist nicht abgeschlossen – im Gegenteil: Die globale Diskussion über Gesundheitskompetenz, Digitalisierung und interprofessionelle Versorgung fordert kontinuierliche Weiterentwicklung (zu einem vertieften Verständnis der Interprofessionalität siehe auch "Interprofessionelle Zusammenarbeit im Gesundheitswesen) .

Der Ursprung als disruptiver Impuls

Die Initialzündung von CanMEDS war 1993 ebenso einfach wie revolutionär: Erstmals wurden die direkt Betroffenen – also Patient:innen, Lernende, Praktizierende und die Gesellschaft – systematisch in die Beschreibung ärztlicher Aufgaben eingebunden. Aus diesem Prozess entstanden nicht nur sieben klar definierte Rollen, sondern auch ein tiefgreifendes Kompetenzverständnis, das in strukturierte Lehrziele und Prüfungsformate überführt wurde.

Doch dieser Impuls wäre wirkungslos verpufft, hätte er sich nicht zu einem lebendigen, iterativen Entwicklungsprozess fortgesetzt. Gerade diese kontinuierliche Weiterentwicklung – auf Basis realer Praxisrückmeldungen und gesellschaftlicher Anforderungen – macht CanMEDS heute so relevant. Es ist kein starres Modell, sondern eine Plattform für Dialog, Reflexion und Steuerung.

Neue Herausforderungen – neue Rollen?

  • Digitale Kompetenz: Telemedizin, Dokumentation, Datenethik – die Rolle des „Digital Health Expert“ wird in manchen Ländern bereits diskutiert.
  • Gesellschaftliche Verantwortung: Klimawandel, soziale Ungleichheit, Gesundheitskompetenz – CanMEDS könnte stärker auf systemische Wirkzusammenhänge reagieren.
  • Selbstfürsorge & Resilienz: In der Rolle „Professional“ gewinnt die Fähigkeit zur Selbstreflexion und Resilienzförderung zunehmend an Gewicht – wie im Beitrag „Gesund und selbstbestimmt“ vertieft erläutert

Beispiel: In Dänemark wurde CanMEDS um eine achte Rolle erweitert („Innovator“), um kreatives Denken und adaptive Problemlösung sichtbar zu machen.

Perspektive für Deutschland

Auch im deutschsprachigen Raum gewinnt CanMEDS weiter an Bedeutung:

  • In der ärztlichen Ausbildung ist CanMEDS im Nationalen Kompetenzbasierten Lernzielkatalog Medizin (NKLM) strukturell verankert.
  • In den Gesundheitsfachberufen zeigt sich eine Öffnung – insbesondere durch Modellstudiengänge und Kompetenzprofile mit klaren Rollenzuordnungen.

Was bleibt – und was kommt?

CanMEDS bietet ein stabiles Gerüst, um Ausbildung, Praxis und Qualitätssicherung zu verknüpfen – ohne starr zu sein. Die offene Architektur des Modells erlaubt es, neue gesellschaftliche Anforderungen zu integrieren und Rollen dynamisch weiterzuentwickeln.

Eine verpasste Chance?

Gerade im deutschen Gesundheitswesen wird das volle Potenzial des CanMEDS-Ansatzes bislang nicht konsequent ausgeschöpft. Die Idee, Kompetenzentwicklung strikt an den Bedürfnissen der Stakeholder auszurichten – und damit Ausbildung, Versorgung und gesellschaftliche Verantwortung enger zu verzahnen – bietet enorme Innovationskraft.

CanMEDS ist mehr als ein Curriculum-Modell: Es ist ein Transformationswerkzeug. Entweder diese Idee gewinnt weiterhin an Kraft – oder das Gesundheitswesen verpasst eine der effektivsten Chancen, sich nachhaltig und menschzentriert zu erneuern.

[Evidence] AFMC (2022): Future of Medical Education in Canada; Oandasan et al. (2023): Redefining Roles in Health Professions; NKLM 2.0 (2021): Kompetenzorientierung in der ärztlichen Ausbildung

Literatur

  1. Frank JR, Danoff D. The CanMEDS initiative: implementing an outcomes-based framework of physician competencies. Medical Teacher. 2007;29(7):642–647. https://doi.org/10.1080/01421590701746983
  2. Royal College of Physicians and Surgeons of Canada. CanMEDS 2015 Physician Competency Framework. Ottawa: The Royal College; 2015. https://www.royalcollege.ca/en/canmeds.html
  3. Oandasan IF, et al. Redefining health professions competencies: An interprofessional lens for the CanMEDS framework. Canadian Medical Education Journal. 2023;14(2):e67–e77. https://doi.org/10.36834/cmej.75648
  4. AFMC. The Future of Medical Education in Canada (FMEC) – A Collective Vision for MD Education. 2022. https://www.afmc.ca/future-of-medical-education-in-canada/
  5. NKLM. Nationaler Kompetenzbasierter Lernzielkatalog Medizin 2.0. Medizinischer Fakultätentag; 2021. https://www.nklm.de/zend/menu/index
  6. Gosselink R, et al. International Harmonised Respiratory Physiotherapy Curriculum. European Respiratory Society; 2019. https://www.ers-education.org/
  7. Puga F, et al. Role integration in competency-based physiotherapy education: A Latin American approach. Physiotherapy Theory and Practice. 2012;28(7):527–533. https://doi.org/10.3109/09593985.2012.696739
  8. IFOMPT. Standards for Education and Training in Orthopaedic Manual Therapy. 2020. https://www.ifompt.org/Standards+Documents.html
  9. Deutscher Verband für Physiotherapie (ZVK) e. V. & PHYSIO-DEUTSCHLAND. Stellungnahme zur Reform der Ausbildungs- und Prüfungsverordnung. 2021. https://www.physio-deutschland.de/
  10. KODE® Kompetenzatlas Physio 2030. https://www.kompetenzentwicklung.de/
  11. Deutscher Verband der Ergotherapeuten (DVE). Kompetenzprofil Ergotherapie. 2019. https://www.dve.info/
  12. Surfsharekit.nl. Implementatie van het competentieprofiel ergotherapie – een kwalitatieve evaluatie. 2021. https://surfsharekit.nl/
  13. Wade J. Address to Council. In: The CanMEDS Project: Societal Needs for Medical Education. Ottawa: Royal College of Physicians and Surgeons of Canada; 1996.
  14. Bundesministerium für Gesundheit. Bericht zur Reform der Gesundheitsfachberufe. 2023. https://www.bundesgesundheitsministerium.de/

Häufige Fragen zu CanMEDS in der therapeutischen Ausbildung

Was genau ist CanMEDS – und was bringt es mir in der Therapieausbildung?

CanMEDS ist ein international anerkanntes Berufsrollen- und Kompetenzmodell, das sieben professionelle Rollen definiert – z. B. Medical Expert, Communicator oder Leader und Schlüsselkompetenzen zuordnet. Es hilft dir dabei, nicht nur Fachwissen aufzubauen, sondern auch deine Rolle im Team, mit Patient:innen und im Gesundheitswesen zu verstehen und gezielt zu entwickeln.

Gilt CanMEDS auch für nicht-ärztliche Berufe wie Ergo oder Physio?

Ja. Ursprünglich für die ärztliche Ausbildung entwickelt, wird CanMEDS inzwischen aktiv auf Therapieberufe übertragen – mit konkreten Anpassungen an physiotherapeutische und ergotherapeutische Anforderungen. In vielen Fachhochschulen und Modellstudiengängen ist CanMEDS bereits Standard.

Was verändert CanMEDS im Alltag von Therapeut:innen?

Es schafft Klarheit über Erwartungen und Rollen – sowohl in der Ausbildung als auch im Berufsalltag. Du weißt genauer, was von dir erwartet wird, bekommst besseres Feedback, arbeitest strukturierter im Team – und kannst Patient:innen fundierter begleiten.

Wie wirkt sich CanMEDS auf Prüfungen und Lernformate aus?

CanMEDS fördert praxisnahe, kompetenzorientierte Prüfungen – z. B. Fallreflexionen, Mini-CEX, OSCE-Stationen. Statt auswendig lernen zählt, was du konkret kannst und wie du handelst. Das senkt Prüfungsstress und stärkt deine Selbstwirksamkeit.

Ist das nicht nur ein neues Theorie-Modell?

Nein – CanMEDS ist praxisnah und evidenzbasiert. Es hilft, Ausbildungsziele messbar zu machen, Teams besser zu koordinieren und Patient:innen gezielter einzubinden. In Ländern wie Kanada, den Niederlanden oder der Schweiz ist es längst gelebter Standard.

Wie kann ich CanMEDS konkret in meine Ausbildung integrieren?

Einige Schulen nutzen bereits Rollenkarten, Reflexionsbögen oder CanMEDS-basierte Lernpfade. Wenn du CanMEDS bei dir umsetzen oder in dein Lehrprojekt einbauen möchtest, findest du im Artikel erste Ansätze – oder du meldest dich für konkrete Unterstützung.

Wie profitieren Patient:innen konkret vom CanMEDS-Modell?

Patient:innen erleben mehr Klarheit, bessere Kommunikation und ein abgestimmteres Team. Durch die definierte Rollenstruktur wissen alle Beteiligten, wer was tut – das reduziert Doppeluntersuchungen, erhöht die Qualität und stärkt das Vertrauen. Der Patientennutzen wird spürbar.

Ist CanMEDS ein in sich abgeschlossenes Modell – oder entwickelt es sich weiter?

CanMEDS ist kein starres System, sondern ein lernendes Rahmenwerk. Es wurde mehrfach überarbeitet – zuletzt mit Fokus auf digitale Kompetenzen, Diversität und Nachhaltigkeit. Die offene Architektur ermöglicht es, neue Anforderungen aufzunehmen und das Modell praxisnah weiterzuentwickeln.

Gibt es eine wichtigste Rolle im CanMEDS-Modell?

Alle sieben Rollen sind gleichwertig und miteinander verknüpft. Die Rolle Medical Expert stand zwar am Anfang im Zentrum, aber nur im Zusammenspiel mit den anderen Rollen entsteht wirkliche Kompetenz. Kommunikation, Führung, Teamarbeit oder Advocacy sind keine „Zusätze“, sondern zentrale Bestandteile professionellen Handelns.

Stammt CanMEDS aus Deutschland oder ist das ein internationaler Ansatz?

CanMEDS wurde in Kanada entwickelt – vom Royal College of Physicians and Surgeons. Inzwischen gilt es weltweit als Referenzrahmen für kompetenzorientierte Ausbildung. Viele Länder wie die Schweiz, die Niederlande oder Australien arbeiten bereits systematisch damit. In Deutschland gewinnt CanMEDS zunehmend an Bedeutung – z. B. im Nationalen Kompetenzbasierten Lernzielkatalog Medizin (NKLM) für die ärztliche Ausbildung. Auch in therapeutischen Modellstudiengängen wird es zunehmend integriert.

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Peter "Doc" Moritz in der medizinischen Lehrveranstaltung
Veröffentlicht
May 2025
Letztes Änderungsdatum
31.5.2025
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