Interprofessionelles Fallbeispiel mit Lösung: Herzinsuffizienz & Hitze

Anstehender
Livestream
Verfasst von
Peter "Doc" Moritz
Veröffentlicht am
2.7.2025
Updated am
2.7.2025
Teile diesen Fall
Patientenvignette

Interprofessionelles Fallbeispiel Herzinsuffizienz & Hitze

Aktuelle Situation:

Dienstagnachmittag, 16:30 Uhr. Ärztlicher Hausbesuch über den kassenärztlichen Bereitschaftsdienst. Der Ehemann von Frau Ursula M. hat angerufen, weil es seiner Frau seit einigen Tagen „nicht richtig gut“ gehe. Er berichtet von zunehmender Erschöpfung und Atemnot. Die Außentemperaturen seien ungewöhnlich hoch, was ihr zusätzlich zu schaffen mache. (Die SItuation könnte sich ähnlich bei jedem Hausbesuch darstellen. Auch bei einem geplanten Hausbesuch durch ärztliche Mitarbeiter:innen, Physiotherapeut:innen oder Ergotherapeut:innen kann sich die grundsätzliche Situation ähnlich darstellen!

Beschwerden:

Frau M. sitzt auf dem Sofa, ist wach, orientiert, führt Gespräche klar und vollständig. Begrüßung freundlich, leicht erschöpfter Gesamteindruck. Die Patientin betont mehrfach, es sei „nicht so schlimm“ – ihr Mann mache sich nur „zu viele Sorgen“.

Der Ehemann berichtet, dass sie zuletzt nur noch ungern aufsteht, der Gang zur Toilette wirke mühsam.

Befund:

  • Die Haut ist warm, leicht feucht
  • kein Husten
  • keine Schmerzen
  • kein Schwindel oder neurologische Symptome
  • Puls: 92/min, rhythmisch
  • RR: 90/60 mmHg

Vorgeschichte:

– Herzinfarkt vor ca. 1,5 Jahren, seither bestehende Herzinsuffizienz (NYHA II)
– Diabetes mellitus Typ 2B
– Arterielle Hypertonie
– Adipositas (sichtbares Übergewicht)
– Zustand nach Sehnenverletzung der rechten Hand vor 3 Jahren mit bleibender Funktionseinschränkung
– Gonarthrose, medikamentös und physiotherapeutisch gut eingestellt
– Pneumonie vor 6 Monaten, stationäre Behandlung

Medikation
– Betablocker (regelmäßig)
– Metformin
– Insulin derzeit nicht verordnet, aber in Diskussion

Bedarfsmedikation:

– Novaminsulfon 500 mg (bei Bedarf, max. 4× täglich)

Verlauf vor Ort:

Zur Unterstützung des Kreislaufs wird Frau M. auf dem Sofa in Rückenlage gebracht und die Beine erhöht.

Kurz darauf entwickelt sie zunehmende Atemnot. Die Patientin äußert „beklemmendes Atmen“ und möchte sich aufsetzen.

Erneute Vitalwertmessung:
– RR: 85/--
– Puls: 100/min, schwächer tastbar

Hintergrund und soziales Umfeld:

Frau M. ist 72 Jahre alt, lebt mit ihrem Ehemann in einem Einfamilienhaus in einer ländlich gelegenen Gemeinde. Beide sind seit Jahren sozial aktiv – sie engagiert sich ehrenamtlich, nimmt regelmäßig an Veranstaltungen teil und war zuletzt noch gemeinsam mit ihrem Mann auf einer Kreuzfahrt.

Interdisziplinäres Case-based Lernen

Medizinische Fallbeispiele

Beim Lernen mit Fallbeispielen (case-based learning "CBL") handelt es sich um ausgewählte Fallbeispiele aus der Praxis, um dein theoretisches Wissen aus der medizinischen Lehre zu vertiefen und den Transfer in die Praxis zu üben. Interprofessionelle Überlegungen fördern das Verständnis für komplexe Patientenversorgung und Kompetenzen wie Kommunikation, Teamarbeit und patientenzentriertes Handeln. Gleichzeitig kannst Du durch die eigenständige Erarbeitung von Lösungsansätzen dein Wissen überprüfen und vertiefen.

Was bekomme ich hier?

  • Realitätsnahe Szenarien: Detaillierte Beschreibungen der Situation, Hauptbeschwerden, Hintergrund, Vorerkrankungen, Medikamente und soziales Umfeld.
  • Online-Fallbesprechung: Einige Fallbeispiele werden im Livestream besprochen. Vor dem Livestream findest du nur die Aufgaben-beschreibung und den Arbeitsauftrag. Die Besprechung wird anschließend auf YouTube verfügbar sein.

Wie nutze ich das?

  • Eigenständiges Durcharbeiten: Der größte Lernerfolg entsteht durch das eigenständige Bearbeiten der Fallbeispiele nach Arbeitsauftrag.
  • Grundlage der Zusammenarbeit: Deine Lösungen und Ideen sind ideal für eine Austauschrunde in eurer Lerngruppe.
  • Vergleich mit Lösungsvorschlag: Du kannst einen beispielhaften Lösungsvorschlag ansehen, den wir erstellt haben. Es gibt keine „richtigen“ Lösungen, da sie sich im realen Kontext ergeben.

Arbeitsschritte befolgen:

  • Erfassung der Situation, Symptome, anamnestischer Informationen und des Umfeldes.
  • Entwickle Ideen und mögliche Diagnosen. Die Bewertung der Alternativen führt zu einer Arbeitshypothese.
  • Erarbeite deine berufsspezifischen Maßnahmen zur Situation.
  • Entscheide, ob es sich um einen Notfall handelt, der sofortiges Eingreifen erfordert. Falls ja, welche Maßnahmen du bis zum Eintreffen des Rettungsdienstes durchführst.

Was muss ich investieren?

  • Zeit: Plane bis zu 20 Minuten für die umfassenderen Fallstudien ein. Außerdem bist du herzlich zur Teilnahme an unseren Online-Besprechungen eingeladen.
  • Engagement: Kosten entstehen dir keine – wir bieten dir alle Materialien für die persönliche Nutzung kostenfrei an. Für Schulungsmaterialien  kontaktiere uns.

Arbeitsauftrag:

Ihr Auftrag als nichtärztliche Fachkraft im Gesundheitswesen ist die Erarbeitung eines umfassenden und personalisierten Behandlungsplans.
Dieser Fall ist besonders geeigent für Heilporaktiker:innen zur Einschätzung akuter Gefährdungen!

Der Plan sollte die folgenden Schlüsselbereiche abdecken:

  • Welche Symptome erlebt der Mensch
  • Liegt eine akute Gefährdung vor, die sofortiges Handeln erfordert?
  • Gibt es Behandlungsaauschlüsse für Nicht-Ärzt:innen?
  • Was könnten Ursachen für die Situation sein?
  • Was kann ich aus meiner Profession (meinem Beruf) beitragen?
  • Notwendige oder zu erwartende ärztliche Begleitung und Medikatio
  • Wenn du dich für den Notarzt entscheidest, was sind Deine Massnahmen bis zum Eintreffen?

Formatierung    

Der fertige Behandlungsplan sollte in verständlicher Sprache verfasst sein, damit er auch von Menschen ohne medizinische Ausbildung verstanden werden kann.
Für Heilpraktiker:innen ist die Festlegung wichtig ob eine Behandlung sofort, selbstständig oder erst nach Abklärung durch Ärzt:innen oder in Zusammenarbeit erlaubt ist.
Ihre Arbeit wird dazu beitragen, Menschen auf ihrem Weg zu einer besseren Gesundheit zu unterstützen und die Werkzeuge an die Hand zu geben, um ihren Zustand zu bewältigen.  

Nimm dir 20 Minuten Zeit
Bevor Du weiter scrollst, versuche den Fall selbständig zu lösen...

Bevor du dir den Lösungsansatz für dieses Fallbeispiel ansiehst, raten wir dir deine eigenen Ideen zuerst schriftlich festzuhalten. Nimm dir jetzt 15-20 Minuten Zeit den Fall eigenständig zu lösen und mit deiner Lerngruppe zu diskutieren.

Bearbeite den Fall und sei Live dabei!

Bevor du dir den Lösungsansatz für dieses Fallbeispiel ansiehst, raten wir dir deine eigenen Ideen zuerst schriftlich festzuhalten,

Nimm dir jetzt 15-20 Minuten Zeit den Fall eigenständig zu lösen und mit deiner Lerngruppe zu diskutieren.

Sei bei der Fallbesprechung LIVE dabei!
Zur Live Fallbesprechung anmelden

Melde dich jetzt zum Newsletter an und werde zur nächsten kostenlosen Fallbesprechung eingeladen!

Ich stimme den Datenschutzbestimmungen zu, dass ich den Newsletter erhalten und über neue Fallbeispiele und Live Besprechungen informiert werden möchte.
 

Deinen eigenen Lösungsansatz mit in die Fallbesprechung bringen und Fragen stellen!

Praxis- und Prüfungsrelevante Arbeitsaufträge
Interprofessionelle Fallbeispiele aus der Praxis
Deine Fragen und Antworten während der Live-Session

Mit Interprofessionellen Fallbeispielen dein medizinisches Medizin vertiefen und auffrischen. Löse jetzt den Fall eigenständig oder mit deiner Lerngruppe um vorbereitet in der Live Session mitdiskutieren zu können.

Header image
Lösung des
Fallbeispiels
Lösung Fallbeispiel

Lösungsansatz

Schau Dir den Live-Stream an:‍

Lade dir die vollständige Beschreibung mit Lösungvorschlägen herunter

Diese Situation zeigt eindrucksvoll, wie wichtig eine strukturierte Wahrnehmung und klinische Analyse im Kontext von Hausbesuchen ist. Was zunächst wie eine harmlose Erschöpfung bei sommerlicher Hitze erscheint, entpuppt sich bei genauer Betrachtung als beginnende kardiale Dekompensation.

Auffällig ist dabei das Auseinanderklaffen zwischen Selbst- und Fremdwahrnehmung: Der Ehemann nimmt die zunehmende Atemnot und Erschöpfung seiner Frau sehr deutlich wahr und veranlasst die Alarmierung – ein typisches Muster, bei dem die Einschätzung von Betroffenen und Partnern deutlich voneinander abweichen kann. Gerade diese „getrennte Wahrnehmung“ wird hier zum entscheidenden Hinweisgeber.

Obwohl initial – reflexartig – eine klassische Schocklagerung vorgenommen wurde, was kurzfristig zu einer Verschlechterung führte, ermöglichte die erneute Reflexion des Verlaufs schließlich eine korrekte Einschätzung der Kreislaufsituation. Die Maßnahme wurde angepasst: Herzbettlagerung (Oberkörper hoch, Beine tief) – als zielführende Entlastung des kardialen Systems bei Dekompensation.

Entscheidend war in diesem Fall das frühzeitige Erkennen der Risikokonstellation Herzinsuffizienz, vorgängiger Herzinfarkt und Diabetes mellitus. Angesichts dieser Vorerkrankungen konnte ein stummer Re-Infarkt nicht ausgeschlossen werden – insbesondere, da typische Symptome bei Diabetiker:innen oft abgeschwächt oder fehlend sind.

Daher wurde die notärztliche Versorgung unter dem Verdacht eines beginnenden Herzinfarkts eingeleitet. Im 12-Kanal-EKG zeigten sich keine richtungsweisenden Veränderungen. Die weitere Abklärung erfolgte in der inneren Abteilung eines Krankenhauses, wo laborchemisch ein akutes Herzinfarktgeschehen ausgeschlossen wurde.

Frau M. wurde zur Stabilisierung und medikamentösen Anpassung kurzfristig stationär behandelt.

Die Fallbesprechung zeigt beispielhaft, wie wichtig das Zusammenspiel aus klinischem Denken, objektiver Bewertung und korrigierendem Handeln ist – auch (und gerade) dann, wenn erste Maßnahmen sich als falsch herausstellen. Entscheidend bleibt, potenzielle Gefährdungen rechtzeitig zu erkennen und konsequent abzuklären.

Welche Symptome & Befunde zeigt der Mensch?

Symptome

Frau M. wirkt wach, orientiert, freundlich und kommunikationsfähig. Sie sitzt bei Ankunft auf dem Sofa und führt ein klares Gespräch. Ihr Gesamteindruck ist leicht erschöpft, wobei sie selbst die Situation herunterspielt („nicht so schlimm“).
Der Ehemann beschreibt jedoch zunehmende Atemnot, insbesondere bei leichter Belastung (z. B. Gang zur Toilette). Außerdem wird eine allgemeine Erschöpfung über mehrere Tage beobachtet.

→ Wichtige Beobachtung: Die subjektive Einschätzung der Patientin steht im Kontrast zur objektiven Kreislaufsituation. Der Ehemann ist es, der die Verschlechterung klar benennt.

Befunde

  • Haut warm und leicht feucht
  • Kein Husten, keine Schmerzen
  • Kein Schwindel, keine neurologischen Symptome
  • Puls: 92/min, rhythmisch
  • Blutdruck: 90/60 mmHg (niedrig)

Was könnten Ursachen für die Situation sein? (Arbeitshypothese)

Dekompensierte Herzinsuffizienz die wahrscheinlichste Ursache.

  • vorbestehende Herzinsuffizienz NYHA II
  • Z.n. Herzinfarkt

Weitere plausible Hypothesen sind:

  • Akute Kreislaufbelastung durch Hitze (Außentemperaturen waren hoch)
  • Stummer Herzinfarkt (auch als Ursache einer dekompensierenden Herzinsuffizienz)
    • Diabetes mellitus Typ 2: erhöht das Risiko für stumme Herzinfarkte
    • Vorgeschichte: Herzinfarkt vor 1,5 Jahren
  • Keine Hinweise auf pulmonale Ursache (z. B. Infekt oder Husten)

Liegt eine akute Gefährdung vor, die sofortiges Handeln erfordert?

Ja – es liegt eine potenziell lebensbedrohliche akute kardiale Dekompensation vor.

Die Konstellation aus:

  • erhöhtem Puls (92),
  • niedrigem Blutdruck (90/60),
  • deutlicher Belastungsdyspnoe
  • bekannter Herzinsuffizienz

→ lässt auf eine schwere Kreislaufbelastung bis hin zur Dekompensation schließen.
Die Schockindex-Berechnung (Puls > systolischer RR / 90) spricht für ein erhöhtes Risiko.

Was kann ich aus meiner Profession (meinem Beruf) beitragen?

Dieser Fall erfordert sofortige notärztliche Behandlung. Die Maßnahmen:

  • Notarztruf
  • beruhigen der Situation
  • Herzentlastung (im Gegensatz zu der eingeleiteten Maßnahme mit klassischer Schocklage)
    • körperliche Belastung beenden
    • psychische Belastung beenden
    • Herzbettlagerung (Oberkörper erhöht, Beine tief)
  • Soweit ohne Stress möglich weitere Vitalparameter, Vorbefunde zusammentragen
  • Strukturierte Übergabe an den Rettungsdienst

Notwendige oder zu erwartende ärztliche Begleitung

  • Eine notärztliche Versorgung ist gerechtfertigt und notwendig
  • Einschätzung durch Notarzt, Ausschluss eines Re-Infarkts
    • Durchführung eines 12-Kanal-EKGs
  • Stationäre Aufnahme
    • Labordiagnostik (Troponin, BNP)
  • Je nach SItuation und Verlauf stationäre Überwachung
  • Stabilisierung der kardialen Diagnostik
  • Optimierung der bestehenden Medikation (Betablocker, ggf. Diuretika, Insulin-Diskussion)
Jetzt die Lösung als PDF für deine Lernunterlagen erhalten

Fallvignette & Lösung als PDF Download

Melde dich jetzt zum Newsletter an und erhalte die Lösung mit PDF für dein Lernunterlagen (nur für privaten Gebrauch).

Ich stimme den Datenschutzbestimmungen zu, dass ich den Newsletter erhalten und über neue Fallbeispiele und Live Besprechungen informiert werden möchte.