Modularisierung im Gesundheitswesen

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Herausforderungen begegnen – Bildung neu gedacht

Im vorherigen Artikel Modularisierung im Wandel: Von der Industrie zur Bildung haben wir die Grundlagen und die historische Entwicklung der Modularisierung im Bildungswesen beleuchtet. Dieses Konzept, ursprünglich aus der Industrie übernommen, hat sich als eine transformative Kraft in der Bildungswelt etabliert, die individuelle Lernwege und eine flexible Anpassung an die dynamischen Anforderungen des modernen Arbeitsmarktes ermöglicht.

In diesem Artikel vertiefen wir nun das Thema Modularisierung mit einem speziellen Blick auf das Gesundheitswesen. Wir beleuchten, wie diese innovative Bildungsstrategie auf die einzigartigen Herausforderungen und Bedürfnisse in der Ausbildung von Gesundheitsfachberufen angewendet wird und welche Chancen sich dadurch für eine zukunftsorientierte, am Menschen orientierte Patientenversorgung eröffnen.

Modularisierung im Bildungswesen

Johannes Flury (2002) hebt hervor, dass Modularisierung in der Berufsbildung unabhängig von der Berufsgruppe von grundlegender Bedeutung ist. Sie impliziert die Aufteilung der Lehrinhalte in definierte, standardisierte und austauschbare Einheiten, die innerhalb eines bestimmten Geltungsbereiches gelten. Diese strukturierte Aufteilung schafft ein Baukastensystem, in dem bestimmte Kombinationen von Modulen zu spezifischen beruflichen Qualifikationen führen.

  • Modularisierung als Organisationsprinzip: Modularisierung wird allgemein als Organisationsprinzip verstanden, bei dem die Lehrinhalte der Berufsbildung in definierte Einheiten aufgeteilt werden. Diese Einheiten sollen innerhalb eines bestimmten Geltungsbereiches standardisiert und austauschbar mit Einheiten anderer Anbieter sein.
  • Baukastensystem: Durch die Modularisierung entsteht ein Baukastensystem, in dem bestimmte Kombinationen von Modulen zu einer spezifischen beruflichen Qualifikation führen. Durch das Hinzufügen oder Austauschen von Modulen können Qualifikationen erweitert oder verändert werden.
  • Neue Prüfungspraktiken: Traditionell wurden berufliche Qualifikationen durch externe Prüfungen von speziellen Kommissionen bewertet. Die Einführung des modularen Prinzips bricht mit dieser Praxis und führt zu dem Grundsatz „Wer lehrt, prüft“. Dies impliziert tiefgreifende Veränderungen im System, die nicht einfach umzusetzen sind.
  • Ziel der Kompetenzvermittlung: Ein weiteres Grundprinzip der Modularisierung ist, dass jedes Modul zur Erhöhung der Fach-, Methoden- und Sozialkompetenz beitragen soll. Dies bedeutet, dass die Module nicht nur auf reine Handlungs- oder Wissensinhalte beschränkt sein sollten, sondern umfassende Kompetenzen vermitteln sollen. Die vollständige Umsetzung dieses Ziels bleibt jedoch eine Herausforderung in der Berufsbildung

Was sind Module

Die grundlegenden, wesentlichen Merkmale eines Moduls sind:

  1. Selbstständigkeit: Ein Modul ist in der Regel unabhängig und kann für sich alleine funktionieren oder operieren. Es hat eine klar definierte Rolle und einen spezifischen Zweck innerhalb des Gesamtsystems.
  2. Standardisierte Schnittstellen: Module verfügen über standardisierte Schnittstellen, die es ihnen ermöglichen, mit anderen Modulen oder Komponenten des Systems zu interagieren und zu kommunizieren. Diese Schnittstellen sind entscheidend für die Integration des Moduls in das Gesamtsystem.
  3. Austauschbarkeit: Aufgrund der Standardisierung können Module in der Regel leicht ausgetauscht, entfernt oder durch andere Module ersetzt werden, ohne dass das gesamte System neu konfiguriert werden muss.
  4. Spezialisierung: Jedes Module ist in der Regel auf eine bestimmte Aufgabe oder Funktion spezialisiert und trägt durch seine spezielle Funktionalität zum Gesamtsystem bei.
  5. Wiederverwendbarkeit: Module sind oft so konzipiert, dass sie in verschiedenen Systemen oder in verschiedenen Teilen desselben Systems wiederverwendbar sind.

Solche Module finden Anwendung in vielen Bereichen der Technik, Industrie, im Bereich von Serviceleistungen und der Bildung. Es gibt sie in der Softwareentwicklung, im Maschinenbau, in der Elektronik, im Bauwesen und in der Bildung. Module in der Softwareentwicklung beziehen sich auf eine abgeschlossene Code-Einheit, die eine spezifische Aufgabe oder Function erfüllt. Im Maschinenbau kann ein Module eine austauschbare Einheit sein, die Teil einer größeren Maschine oder Anlage ist.

Was sind Module im Bildungsbereich?

Module sind eigenständige Lerneinheiten oder Kurseinheiten, die ein spezifisches Thema oder eine Kompetenz abdecken. Meistens als Teil eines größeren Bildungsangebotes sind Module so konzipiert, dass sie abgrenzbare Bereiche des Wissens und der beruflichen Kompetenzen abbilden. Lernende können einzelne Module abschließen ohne alle anderen Inhalte durchlaufen zu haben. Diese Flexibilität ermöglicht es Lernenden, ihren Bildungsweg je nach eigener Lernstruktur und Ausbildungsstand individueller zu gestalten.

Lerndende können sich auf Bereiche zu konzentrieren, die für ihre beruflichen Ziele oder persönlichen Interessen besonders relevant sind. Lehrende können Fachwissen und individualisierte Erfahrungen als Grundlage des Moduls klarer abgrenzen und gestalten. Vorhandene Wissens- oder Kompetenzlücken kann durch gezielte Teilnahme an einem Modul oder der Widerholung einzelner Module zielgerichtet aufgefüllt werden.

Die Strukturierung von Modulen variiert je nach Bildungseinrichtung und Fachgebiet, folgt aber innerhalb eines Ausbildungsganges oder eine Lehreinrichtung einem Rahmen, der Lernziele, Inhalte, Lehrmethoden, Bewertungsformen und oft auch die Dauer des Moduls umfasst. Module können Vorlesungen, Seminare, Workshops, Online-Kurse und praktische Erfahrungen umfassen.

Beispiele für Module in der Bildung

In der Bildung werden Module auf vielfältige Weise eingesetzt. Hier sind einige Beispiele:

  • Universitätskurse: Viele Universitäten bieten Kurse als Module an, die Studierende je nach Interesse und Studienanforderungen auswählen können. Beispielsweise kann ein Modul in einem Betriebswirtschaftsstudiengang „Grundlagen des Marketings“ sein, das die Basisprinzipien des Marketings abdeckt.
  • Online-Lernplattformen: Plattformen wie Coursera oder edX bieten Kurse an, die als eigenständige Module konzipiert sind. Nutzer:innen können einzelne Kurse absolvieren, um spezifische Fähigkeiten zu erlernen oder Zertifikate zu erwerben, ohne sich für ein vollständiges Studienprogramm einschreiben zu müssen.
  • Berufliche Weiterbildung: In der beruflichen Bildung werden Module eingesetzt, um spezifische Kompetenzen zu vermitteln, die direkt auf den Arbeitsmarkt ausgerichtet sind. Ein Beispiel könnte ein Modul über „Projektmanagement-Grundlagen“ sein, das Teil eines Zertifikatsprogramms für Berufstätige ist.

Module bieten für Lehrende und Lernende eine flexible und zielgerichtete Möglichkeit, Bildung zu gestalten und zu konsumieren. Sie entsprechen modernen Bedürfnissen und Lebensumständen mit spezialisierten Inhalten, die in einem globalen Kontext eingebettet sind. Durch die modulare Struktur können Lernende ihren Bildungsweg personalisieren und gleichzeitig sicherstellen, dass sie die erforderlichen Kompetenzen und Kenntnisse für ihre berufliche oder persönliche Entwicklung erwerben. Modular aufgebaute Ausbildungswege stellen eine professionelle Lösung für die Integration spezialisierten Wissens in ganzheitliche Lehrkontexte dar.

Die transformative Kraft der Modularisierung in der Bildung

Die Modularisierung in Bildungssystemen revolutioniert das Lernen und Lehren durch ihre Fähigkeit, flexiblere und individuell angepasste Bildungswege zu ermöglichen. Kern dieser Transformation ist die Zerlegung von traditionellen, oft starren Bildungsstrukturen in kleinere, überschaubare Einheiten – die Module. Diese können unabhängig voneinander studiert und abgeschlossen werden, was eine maßgeschneiderte Bildungserfahrung schafft. Die Modularisierung erkennt an, dass Lernen ein lebenslanger Prozess ist, der Flexibilität und Anpassung an die individuellen Bedürfnisse, Interessen und Zeitpläne der Lernenden erfordert.

Positive Auswirkungen auf das Lernen und Lehren

  1. Personalisierte Lernpfade: Modularisierung ermöglicht Lernenden, ihre Ausbildung an ihre spezifischen Lernziele, Interessen und Karrierepläne anzupassen. Indem sie aus einer Vielzahl von Modulen auswählen können, haben Lernende die Freiheit, ihren eigenen Lernpfad zu gestalten.
  2. Erhöhte Zugänglichkeit und Flexibilität: Die Möglichkeit, Module online oder in Teilzeit zu absolvieren, macht Bildung für eine breitere Bevölkerung zugänglich. Berufstätige, Eltern und Personen in abgelegenen Gebieten profitieren von der Möglichkeit, sich weiterzubilden, ohne ihre Verpflichtungen aufgeben zu müssen.
  3. Förderung lebenslangen Lernens: Die modulare Struktur unterstützt das Konzept des lebenslangen Lernens. Individuen können je nach Bedarf und Interesse zu verschiedenen Zeitpunkten in ihrem Leben Bildungsressourcen nutzen.
  4. Schnellere Anpassung an Marktanforderungen: Modularisierte Bildungsangebote können schneller aktualisiert oder neu entwickelt werden, um den sich schnell ändernden Anforderungen des Arbeitsmarktes gerecht zu werden. Dies gewährleistet, dass die erworbenen Fähigkeiten und Kenntnisse aktuell und relevant bleiben.
  5. Verbesserung der Lehrqualität: Lehrkräfte können sich auf spezialisierte Module konzentrieren, was zu einer tieferen Expertise und einer höheren Qualität der Lehre führt. Zudem ermöglicht die Modularisierung eine innovative Lehrmethodik, da jedes Modul individuell auf die effektivste Lehr- und Lernstrategie zugeschnitten werden kann.
  6. Anerkennung informellen Lernens: Durch die Möglichkeit, Lernergebnisse aus verschiedenen Quellen – einschließlich Online-Kursen, Berufserfahrung und Freizeitaktivitäten – anzuerkennen und in formale Bildungsabschlüsse zu integrieren, würdigt die Modularisierung die Vielfalt des Lernens.

Die transformative Kraft der Modularisierung in der Bildung liegt in ihrer Fähigkeit, das Lernen zu demokratisieren, zu personalisieren und zu aktualisieren, um es den sich ständig ändernden Bedürfnissen der Gesellschaft anzupassen. Sie bietet eine solide Grundlage für die Entwicklung flexibler, inklusiver und zukunftsorientierter Bildungssysteme.

Modularisierung in der Ausbildung von Gesundheitsfachberufen

Spezifische Herausforderungen im Gesundheitswesen

Das Gesundheitswesen steht vor einzigartigen Herausforderungen, die von dem raschen Fortschritt medizinischer Technologien bis hin zu dem wachsenden Bedarf an spezialisierten Fachkräften reichen. Eine der Hauptforderungen ist die Notwendigkeit, das Bildungsangebot kontinuierlich an die neuesten wissenschaftlichen Erkenntnisse und technologischen Entwicklungen anzupassen. Zusätzlich besteht die Herausforderung für die demographischen Entwicklungen mit einer alternden Bevölkerung und dem damit verbundenen Anstieg chronischer Erkrankungen Bewältigungsstrategien zu entwickeln. Dies erfodert eine Vielfalt und Ausdifferenzierung der Ausbildungsangebote im Gesundheitswesen, die spezifische Kompetenzen vermitteln und auf den Arbeitsmarkt ausgerichtet sind (Kälble, 2009).

Neben der zunehmenden Akademisierung der Gesundheitsberufe als Antwort auf diese Herausforderungen, bedarf es der konkreten Betrachtung der Ausbildungsinhalte und der „Lehrkultur“ um nicht die Fehler der ärztlich-akademischen Ausbildung in anderen Bereichen der medizinischen Ausbildung zu wiederholen. Über Jahre angesammelte Defizite der ärztlichen Ausbildung drückten sich schwerpunktmäßig im Bereich der praktischen, ärztlichen Ausbildungsbereiche aus. Viele junge Ärzt:innen fühlen sich nach dem Studium nicht ausreichend auf die praktische Tätigkeit vorbereitet. Die Notwendigkeit einer praxisnäheren Gestaltung des Medizinstudiums wird betont (Ärzteblatt, 2010).

Ausgehend von den Empfehlungen der Expertenkommission des Wissenschaftsrates zum Masterplan Medizinstudium 2020, wurde die Bedeutung von Praxisnähe, Digitalisierung in der Medizin, und die Anpassung an künftige Herausforderungen in der Gesundheitsversorgung betont. Dieser Masterplan zielt auf eine kompetenzorientierte Neustrukturierung des Medizinstudiums ab. Dies drückt sich im mittlerweile gültigen Nationalen Kompetenzbasierten Lernzielkatalog Medizin (NKLM) aus.

Lösungen durch Modularisierung

Die Modularisierung hat alle Bereiche der Ausbildung von Gesundheitsfachberufen erreicht und markiert einen signifikanten Wandel, der die Bildungslandschaft modernisiert und optimiert. Diese Transformation begegnet den spezifischen Herausforderungen des Gesundheitswesens mit innovativen Lösungen, die die Effizienz steigern und gleichzeitig eine hochwertige Patientenversorgung sicherstellen.

Die Modularisierung bietet eine flexible und effiziente Strategie, um diese Herausforderungen zu bewältigen. Durch die Einteilung der Ausbildung in einzelne, in sich abgeschlossene Module können Lerninhalte schnell aktualisiert oder neue Module hinzugefügt werden, ohne die gesamte Struktur des Ausbildungsprogramms überarbeiten zu müssen. Dies ermöglicht eine dynamische Anpassung an sich wandelnde Anforderungen des Gesundheitssektors.

Umsetzungen der Modularisierung

Die Modularisierung bietet in der berufsschulischen Ausbildung eigene Schwerpunkte:

  • Anpassung an den Qualifikationsbedarf: Modularisierte Ausbildungsprogramme in Berufsschulen können schnell an den sich wandelnden Qualifikationsbedarf des Gesundheitswesens angepasst werden. Sie bieten die Möglichkeit, aktuelle und zukunftsorientierte Inhalte in die Ausbildung zu integrieren.
  • Praxisorientierung: Durch die Kombination von theoretischem Unterricht und praktischen Modulen fördern modularisierte Programme eine praxisorientierte Ausbildung. Dies ist besonders wichtig in Gesundheitsfachberufen, wo praktische Erfahrung und das direkte Anwenden von erlerntem Wissen entscheidend sind.
  • Berufliche Weiterbildung: Die Modularisierung erleichtert die berufliche Weiterbildung von bereits im Gesundheitswesen tätigen Fachkräften. Durch die Teilnahme an spezifischen Modulen können sie sich weiterqualifizieren und auf neue Anforderungen reagieren, ohne eine komplette Ausbildung absolvieren zu müssen.

Ein Beispiel für die erfolgreiche Implementierung der Modularisierung in der Ausbildung von Gesundheitsfachberufen ist das modulare Curriculum für die Pflegeausbildung. In diesem Modell werden Grundlagen der Pflege in modularen Einheiten vermittelt, die spezifische Themen wie Gerontologie, Pädiatrie und Notfallpflege abdecken. Durch die modulare Struktur können Studierende je nach Interesse und Karrierezielen spezialisierte Kompetenzen erwerben, während sie gleichzeitig die erforderlichen Grundlagenkenntnisse erhalten.

Weitere Beispiele sind die Ausbildungen In der Ergotherapie und Physiotherapie, wo Grundlagenmodule durch Module zu verschiedenen Therapiemethoden und -techniken, wie manueller Therapie, Sportphysiotherapie und neurologischer Rehabilitation, angeboten werden. Diese modulare Herangehensweise ermöglicht es den Auszubildenden, sich auf Bereiche zu konzentrieren, die für ihre zukünftige berufliche Praxis besonders relevant sind.

Für die modulare Ausbildung des Medizinstudium wurde der „Nationale Kompetenzbasierte Lernzielkatalog Medizin“ (NKLM) im Jahr 2015 Grundlage der ärztlichen Ausbildung. Er definiert die Kompetenzen, die Medizinstudierende während ihres Studiums erwerben sollen. Der NKLM legt fest, über welche Fähigkeiten, Fertigkeiten und Haltungen Absolvent:innen am Ende ihres Studiums verfügen sollen.

Die Modularisierung ermöglicht in der Ausbildung von Gesundheitsfachberufen eine zukunftsorientierte, flexible und praxisnahe Bildung, die sowohl den Bedürfnissen der Lernenden als auch den Anforderungen des Arbeitsmarktes gerecht wird. Sie unterstützt die Entwicklung von qualifiziertem und hochspezialisiertem Personal, das für die Bewältigung der aktuellen und zukünftigen Herausforderungen im Gesundheitswesen essenziell ist.

Zukunft gestalten: Die Rolle der Modularisierung im Gesundheitswesen

Die Einführung der Modularisierung im Gesundheitswesen markiert einen Wendepunkt in der Art und Weise, wie wir Bildung und berufliche Entwicklung verstehen. Durch die Anpassung an individuelle Bedürfnisse und die Berücksichtigung der dynamischen Anforderungen des Gesundheitssektors ermöglicht sie eine Bildung, die sowohl zukunftsweisend als auch tief in der Praxis verwurzelt ist. Die Modularisierung steht somit nicht nur für eine Reform des Lernens, sondern auch für eine Investition in die Qualität der gesundheitlichen Versorgung und die Zufriedenheit der Patient:innen und Therapeut:innen. Letztendlich ist es die Fähigkeit zur Innovation und Anpassung, die die Modularisierung als Schlüsselstrategie für die Herausforderungen von heute und morgen positioniert.

Um das volle Potenzial der Modularisierung zu entfalten, sind weitere Schritte notwendig:

  1. Forschung und Evaluation: Durch gezielte empirische Studien und Fallanalysen müssen wir weiterhin die Auswirkungen der Modularisierung auf die Lehrqualität erforschen und verstehen, wie sie traditionelle Bildungsstrukturen effektiv ergänzen oder ersetzen kann.
  2. Entwicklung von Standards und Anerkennungsverfahren: Die Schaffung branchenübergreifender Standards und Akkreditierungssysteme wird essenziell sein, um die Qualität, Übertragbarkeit und Anerkennung von Modulen über verschiedene Bildungseinrichtungen hinweg zu gewährleisten.
  3. Professionalisierung und Weiterbildung der Lehrenden: Die Entwicklung von Fortbildungsprogrammen für Lehrende wird entscheidend sein, um sie auf die Gestaltung und Durchführung modularer Kurse vorzubereiten und die Lehrqualität kontinuierlich zu verbessern.

Die Weiterentwicklung und Evaluation der modularen Ausbildung im Gesundheitswesen bedarf einer fundierten wissenschaftlichen Basis, die durch berufsspezifische akademische Forschung gewährleistet wird. Diese Forschung ist entscheidend, um die Effektivität und Relevanz der Lehrinhalte stetig zu überprüfen und an die dynamischen Anforderungen des Gesundheitssektors anzupassen. Dabei muss die Ausbildung zu akademischer Arbeit und Forschung nicht zwangsläufig im traditionellen akademischen Kontext stattfinden, sondern kann auch modular gestaltet sein, um spezifische Kompetenzen und Methodenkenntnisse zu vermitteln.

Die Etablierung einer solchen berufsspezifischen akademischen Forschung ermöglicht es, die Praxis des Gesundheitswesens kontinuierlich mit neuen Erkenntnissen und Innovationen zu bereichern. Dies trägt nicht nur zur Verbesserung der Patientenversorgung bei, sondern fördert auch die berufliche Entwicklung der im Gesundheitswesen Tätigen durch die Vermittlung von Fähigkeiten in Forschungsmethodik und kritischer Analyse.

Eine enge Zusammenarbeit zwischen allen Beteiligten des Gesundheitswesens ist hierfür essenziell. Gemeinsam können wir eine Bildungslandschaft schaffen, die sowohl flexibel und bedarfsgerecht ist als auch eine solide wissenschaftliche Fundierung besitzt. Die Verknüpfung von modularem Lernen mit spezifischer akademischer Forschung und Ausbildung stellt sicher, dass die Ausbildung im Gesundheitswesen den aktuellen und zukünftigen Herausforderungen gewachsen ist.

Gemeinsam können wir eine zukunftsorientierte, flexible und praxisnahe Bildung schaffen, die sowohl den Bedürfnissen der Lernenden als auch den Anforderungen des Arbeitsmarktes gerecht wird. Die Modularisierung im Gesundheitswesen steht an der Schwelle zu einer neuen Ära der Bildung, in der individuelle Lernpfade, lebenslanges Lernen und die Anpassungsfähigkeit an sich schnell ändernde Technologien und gesellschaftliche Bedürfnisse im Mittelpunkt stehen

Es ist an der Zeit, diese Synergien als Chance zu nutzen und aktiv an der Gestaltung einer integrativen und zukunftsfähigen Bildungslandschaft mitzuwirken, die sowohl den Bedürfnissen der Lernenden als auch den Anforderungen des Gesundheitsmarktes gerecht wird.

Es ist nun an der Zeit, diese Perspektiven als Chancen zu begreifen und aktiv an der Gestaltung einer integrativen und zukunftsfähigen Bildungslandschaft mitzuwirken, die sowohl modulare Ausbildungsansätze als auch die Förderung akademischer Forschungskompetenzen umfasst.


Literaturverweise

Flury, J. (2002). Modularisierung in der Berufsbildung. BzL – Beiträge zur Lehrerinnen- und Lehrerbildung, 20(1), 76–83. https://doi.org/10.36950/bzl.20.1.2002.10267

Kälble, K. (2009). Ausgabe 2 2009. WIdO – Wissenschaftliches Institut der AOK. https://blog.wido.de/publikationen-produkte/zeitschriften/ggw-gesundheit-gesellschaft-wissenschaft/archiv/ausgabe-2-2009/

Ärzteblatt, D. Ä. G., Redaktion Deutsches. (2010, März 12). Evaluation der Weiterbildung: Ein erster Schritt. Deutsches Ärzteblatt. https://www.aerzteblatt.de/archiv/68064/Evaluation-der-Weiterbildung-Ein-erster-Schritt