Die Behandlung von Diabetes erfordert eine umfassende Herangehensweise, die Diät, Bewegung, Medikation und kontinuierliche Überwachung umfasst. Die Therapieansätze für Typ-1- und Typ-2-Diabetes unterscheiden sich, da die zugrunde liegenden Störungen unterschiedlich sind.
Typ-1-Diabetes erfordert immer Insulin. Die auf Ernährung und körperliche Aktivität abgestimmte Insulingabe ist die grundlegende Zielvorgabe für Menschen mit Typ-1-Diabetes.
Typ-2-Diabetes kann, insbesondere in der Anfangsphase, von einer Wiederherstellung der Rezeptorfunktion profitieren. Beim Diabetes mit Übergewicht (Adipositas bei Typ 2b) steht die Gewichtsreduktion als kurativer Behandlungsansatz im Vordergrund. Kalorienreduktion und eine Erhöhung der körperlichen Aktivität sind hier die Zielvorgaben für Betroffene. Im weiteren Verlauf kann auch hier eine angepasste und ausreichende Insulingabe notwendig werden."
Symptome des Diabetes mellitus
Unabhängig vom Diabetes-Typ können ähnliche Symptome auftreten, die auf einen gestörten Glukosestoffwechsel hinweisen. Der Verlauf von Akutkomplikationen ist bei Typ 1 Diabetes schneller, dramatischer und häufig wird die Diagnose im Verlauf einer akuten Komplikation gestellt. Der Typ 2b Diabetes (2b mit Übergewicht) verläuft oft schleichend und die Diagnostik findet eher im Rahmen von Routineuntersuchungen im Labor stattoder wenn aufgrund von Risikokonstellation gezielt danach gesucht wird.
Im Folgenden werden die häufigsten Symptome des Diabetes mellitus beschrieben:
- Polyurie (vermehrtes Wasserlassen): Ein häufiges Symptom ist vermehrtes Wasserlassen, da überschüssiger Zucker im Blut die Nieren dazu veranlasst, mehr Urin zu produzieren. Betroffene verspüren einen starken Durst und müssen häufig zur Toilette gehen.
- Polydipsie (exzessiver Durst): Durch den erhöhten Flüssigkeitsverlust aufgrund des vermehrten Wasserlassens verspüren Menschen mit Diabetes einen starken Durst und haben das Bedürfnis, große Mengen an Flüssigkeit zu trinken.
- Gewichtsveränderungen: Bei einigen Menschen kann ungewollter Gewichtsverlust auftreten, während andere an Gewicht zunehmen. Dies hängt vom Typ des Diabetes und der individuellen Stoffwechsellage ab.
- Müdigkeit und Schwäche: Diabetes kann zu Energiemangel führen, da der Körper aufgrund des gestörten Glukosestoffwechsels nicht ausreichend Energie aus der Nahrung gewinnen kann. Betroffene fühlen sich oft müde und abgeschlagen.
Die nachfolgenden Symptome bedeuten bereits Anzeichen von Spätkomplikationen:
- Gestörte Wundheilung: Hohe Blutzuckerspiegel können die normale Wundheilung beeinträchtigen. Verletzungen und Geschwüre heilen möglicherweise langsamer als gewöhnlich, was das Risiko von Infektionen erhöht.
- Sehstörungen: Bei unkontrolliertem Diabetes können vorübergehende Sehstörungen auftreten. Betroffene können unscharf sehen oder Schwierigkeiten haben, Objekte in der Nähe oder Ferne zu fokussieren.
- Kribbeln oder Taubheitsgefühl: Diabetes kann auch das periphere Nervensystem beeinträchtigen, was zu Kribbeln oder Taubheitsgefühl in den Händen, Füßen oder anderen Körperteilen führen kann. Dies wird als diabetische Neuropathie bezeichnet.
- Infektanfälligkeit: Menschen mit Diabetes sind anfälliger für Infektionen, insbesondere Harnwegsinfektionen, Hautinfektionen und Pilzinfektionen.
Ernährung und Diät
Gerade die diätetischen Ansätze zur Behandlung von Diabetes unterscheiden sich je nach Typ der Erkrankung.
Bei Typ-1-Diabetes, bei dem die Insulinproduktion im Körper fehlt, ist die Beachtung der Ernährung für ausgeglichene Blutzuckerspiegel hilfreich, aber die Diät allein kann den Blutzuckerspiegel nicht ausreichend kontrollieren. Diese Menschen haben keine kalorienbezogene Einschränkungen der Nahrungsaufnahme. Sie sollten sich entsprechend dem körperlichen BEedarf ausgewogen ernähren.
Bei Typ-2-Diabetes, der mit Übergewicht einhergeht, ist eine kalorienreduzierte Diät zur Gewichtsabnahme ein wesentlicher Bestandteil der Behandlung.
Einzelaspekte der Ernährung bei Diabetes mellitus(Dies kann die umfassende Auseinandersetztung mit dem Thema nicht ersetzen für betroffene Menschen oder Menschen, welche die Nahrung für Betroffene zubereiten)
- Ausgewogene Ernährung: Eine ausgewogene Ernährung für Menschen mit Diabetes sollte eine Vielzahl von Lebensmitteln aus allen Lebensmittelgruppen enthalten, einschließlich Obst und Gemüse, magerem Protein, Vollkornprodukten und gesunden Fetten. Es ist wichtig, eine Vielfalt von Lebensmitteln zu konsumieren, um sicherzustellen, dass alle notwendigen Nährstoffe aufgenommen werden.
- Kohlenhydratzählung: Die Kohlenhydratzählung ist ein nützliches Werkzeug für Menschen mit Typ-2b-Diabetes, um den Blutzuckerspiegel zu kontrollieren. Es hilft, die Menge an Kohlenhydraten, die in einer Mahlzeit oder einem Snack konsumiert werden, zu verfolgen und zu planen. Dies kann besonders hilfreich sein, wenn man Insulin verwendet oder Medikamente einnimmt, die den Insulinspiegel im Körper beeinflussen.
- Zucker: Der Konsum von zuckerhaltigen Lebensmitteln und Getränken kann den Blutzuckerspiegel schnell erhöhen. Daher ist es wichtig, den Zuckerkonsum zu begrenzen. Dies beinhaltet nicht nur offensichtliche Zuckerquellen wie Süßigkeiten und Limonaden, sondern auch versteckte Zucker in Lebensmitteln wie Brot, Saucen und Dressings.
- Glykämischer Index: Der glykämische Index (GI) ist ein Maß dafür, wie schnell ein Lebensmittel den Blutzuckerspiegel erhöht. Lebensmittel mit einem niedrigen GI lassen den Blutzuckerspiegel langsamer ansteigen und können dazu beitragen, den Blutzuckerspiegel zu kontrollieren. Eine Ernährung, die auf Lebensmitteln mit niedrigem GI basiert, wird für Menschen mit Diabetes empfohlen. Der GI ist ein Maß für die Wirkung eines kohlenhydrathaltigen Lebensmittels auf den Blutzuckerspiegel.
- Technologiebasierte Ernährungsberatung: Es gibt verschiedene Anwendungen, die dabei helfen können, die Ernährung zu verfolgen und zu planen. Diese können dabei helfen, die Nahrungsaufnahme zu überwachen, Mahlzeiten zu planen und personalisierte Ernährungsempfehlungen zu geben.
Körperliche Aktivität
Auswirkungen auf den Blutzuckerspiegel:
- Bewegung senkt den Blutzuckerspiegel. Körperliche Aktivität führt zu einer erhöhten Glukoseaufnahme in die Muskulatur. Hierdurch wird der Blutzuckerspiegel immer beeinflusst. Typischerweise wird durch Verbrauch der Blutzuckerspiegel gesenkt. Allerdings können die Art, Intensität und Dauer der körperlichen Aktivität den Blutzuckerspiegel auf unterschiedliche Weise beeinflussen.
ABER ACHTUNG: Kurzfristige Spitzenbelastung kann durch Umbau von Glykogen und Fett zu einer kurzfristigen Blutzuckererhöhung führen. - Regelmäßige körperliche Aktivität spielt eine entscheidende Rolle bei der Behandlung und Kontrolle von Diabetes.
Regelmäßige körperliche Aktivität trägt dazu bei, ein gesundes Gewicht zu halten oder Gewicht zu verlieren, was besonders wichtig ist für Menschen mit Typ-2-Diabetes. - Zusätzlich zu Gewichtskontrolle und Kontrolle des Blutzuckerspiegels kann körperliche Aktivität die Insulinsensitivität des Körpers (empfindlichkeit auf Insulin!)verbessern, der Körper reagiert effizienter auf das vorhandene Insulin. Siehe auch den eigenen Abschnitt: Diabetes und Bewegung
Medikamentöse Therapie
Die medikamentöse Therapie des Typ-1-Diabetes erfordert eine Insulintherapie.
Bei allen anderen Diabetesformen kann die medikamentöse Therapie eine Reihe von oralen Medikamenten umfassen, die unterschiedliche Mechanismen zur Kontrolle des Blutzuckerspiegels nutzen. Je nach Verlauf gibt es Mischformen, bei denen orale Medikation und gleichzeitige Insulingabe kombiniert werden.
Bis heute ist die Verabreichung von Insulin nur unter Umgehung des Magen-Darm-Traktes möglich – Insulin muss injiziert werden. Einzelheiten sind im Artikel "Insulin verstehen, Diabetes entschlüsseln" beschrieben.
Die Rolle der Gesundheitsdienstleister*innen bei Diabetes
Ärzt:innen, Pflegekräfte, Diätassistent:innen, Physiotherapeut:innen, Ergotherapeut:innen, Psycholog:innen und andere Gesundheitsdienstleister:innen spielen eine wichtige Rolle bei der Unterstützung von Menschen mit Diabetes. Sie bieten nicht nur medizinische Behandlungen, sondern auch Bildung und Beratung, um Patienten zu helfen, ihre Krankheit zu verstehen und zu bewältigen.
Ärzti:nnen und Pflegekräfte sind oft die ersten Ansprechpartner:innen für Patienten mit Diabetes. Sie sind verantwortlich für die Diagnose, die Verschreibung von Medikamenten und die Überwachung des allgemeinen Gesundheitszustands der Patienten.
Oekotropholog:innen oder Diätassistent:innen unterstützen Patienten dabei, einen Ernährungsplan zu erstellen, der ihren individuellen Bedürfnissen und Zielen entspricht. Sie beraten auch über die Auswirkungen verschiedener Lebensmittel auf den Blutzuckerspiegel und helfen bei der Gewichtskontrolle. Ihre Aufgabe ist es, die selbstständige Auswahl von Nahrungsmitteln zu fördern und die Stoffwechselbedeutung von Lebensmitteln zu lehren.
Physiotherapeut:innen leisten einen wichtigen Beitrag zur Verbesserung der Lebensqualität von Menschen mit Diabetes. Sie erstellen Übungsprogramme, die zur Blutzuckerkontrolle, Gewichtsreduktion und Reduzierung des Risikos von Diabetes-Komplikationen beitragen. Wesentliche Risikofaktoren für Spätkomplikationen, insbesondere Makroangiopathie (Arteriosklerose), können so günstig beeinflusst werden.
Ergotherapeut:innen helfen Menschen mit Diabetes dabei, ihre täglichen Aktivitäten und Routinen anzupassen, um ihre Gesundheit und ihr Wohlbefinden zu verbessern. Sie unterstützen zudem bei der Stressbewältigung und der Verbesserung der Schlafgewohnheiten, die beide einen erheblichen Einfluss auf den Blutzuckerspiegel haben können. Die Unterstützung bei Spätkomplikationen ist oft wesentlich für den Erhalt der Selbstständigkeit betroffener Menschen.
Psycholog:innen spielen eine entscheidende Rolle, indem sie Patienten bei Verhaltensänderungen unterstützen, die zur Verbesserung der Diabeteskontrolle beitragen. Sie bieten Hilfe bei der Bewältigung von Stress und emotionalen Herausforderungen mit der besonderen Lebenssituation der chronischen Krankheit.
Die interprofessionelle Zusammenarbeit dieser Fachleute ist entscheidend für eine umfassende und effektive Versorgung von Menschen mit Diabetes. Alle Beteiligten einschließlich der Patient:innen, bringen einzigartige Fähigkeiten und Perspektiven in die Behandlung ein, und durch Zusammenarbeit wird sichergestellt, dass alle Aspekte der Krankheit angemessen wahrgenommen udn behandelt werden. Diese Kooperation kann auch innovative Lösungen für Herausforderungen in der Diabetesbehandlung fördern. Gezielte Disease-Management-Programme der Krankenkassen weisen in die richtige Richtung. Eine proaktiv geplante und gestaltete Zusammenarbeit der Berufsgruppen zur gemeinsamen Prophylaxe und Behandlung bei Menschen mit Diabetes steckt jedoch noch in den Kinderschuhen.
Zusammenfassung Behandlung Diabetes
- Diabetes ist eine komplexe Erkrankung, die eine umfassende Behandlungsstrategie erfordert
- Typenspezifische Therapieansätze sind grundlegend
- Typ 1 braucht immer Insulin
- Typ2 braucht spezifisch Therapieansätze
- alle Diabetestypen profitieren von einem ausgewogenen Blutzuckerprofil
- ausgewogene Ernährung
- regelmäßiger körperlicherAktivität
- Medikation
- situaionsangepasste Überwachung des Blutzuckerspiegels
- Häufige Symptome von Diabetes sind
- vermehrtes Wasserlassen
- exzessiver Durst
- Müdigkeit
- Gesundheitsdienstleisterinnen spielen eine wichtige Rolle
- medizinische Behandlungen
- Bildung
- Beratung
- Die interprofessionelle Zusammenarbeit unterstützt umfassend und effektiv