Praxisrelevantes Lernen in der Medizin

Lesedauer 6 Minuten

Herausforderungen und Antworten
im Zeitalter von ChatGPT und OpenAI

Einleitung

In der heutigen Zeit der Informationstechnologie stehen wir vor einer Fülle an Wissen, das mit einem einzigen Klick zugänglich ist. Doch wie gehen wir in der medizinischen Lehre mit dieser Informationsflut um? Dieser Blogpost zum Thema „praxisrelevantes Lernen“ konzentriert sich auf die Herausforderungen, die diese immense Wissensmenge mit sich bringt. In einer schnelllebigen Ära, in der die Zeit knapp ist und das Wissen exponentiell wächst, geraten praktische Erfahrungen oft in den Hintergrund.

Die Notwendigkeit, unsere Lehrmethoden zu überdenken und anzupassen, wird immer dringlicher. Wie gehen wir mit der Vielzahl an verfügbaren Informationen in der medizinischen Lehre um und wie stellen wir sicher, dass praxisrelevante Inhalte gezielt vermittelt werden?

Als Lehrer und Dozent in der Altenpflege und Physiotherapie habe ich gelernt, den Fokus auf das Wesentliche zu lenken. Mein Ziel ist es, meinen Lernenden ein tieferes Verständnis für medizinische Themen zu vermitteln und sie auf ihre zukünftige berufliche Praxis vorzubereiten. In der medizinischen Lehre kommt es nicht nur auf das bloße Verbreiten von Wissen an, sondern auch darauf, die Lernenden zum kritischen Denken anzuregen. Mein Ansatz ist es, den Lernenden zu helfen, Informationen zu bewerten, zu hinterfragen und in einen sinnvollen Kontext zu bringen. Dabei lege ich besonderen Wert auf Verstehen und darauf den Praxisbezug zu verdeutlichen. Lernende müssen ermutigt werden das Gelernte aktiv in ihrer beruflichen Tätigkeit anzuwenden.

Die rasante Entwicklung der Informationstechnologie eröffnet uns neue Möglichkeiten für die medizinische Lehre. Durch den Einsatz moderner Technologien und E-Learning-Plattformen können wir das Lernen interaktiver und flexibler gestalten. Allerdings ist es gleichzeitig eine Herausforderung, die Qualität und Relevanz der vermittelten Inhalte sicherzustellen und den menschlichen Aspekt in der Lehre nicht zu vernachlässigen.

In diesem Blogpost teile ich meine Erfahrungen als Dozent, wie ich mit der Informationsflut in der medizinischen Lehre umgehe und meine Lehrmethoden an die Anforderungen der modernen Zeit angepasst habe. Die Praxisorientierung und das gezielte Filtern relevanter Informationen spielen dabei eine entscheidende Rolle, um die Lernenden bestmöglich auf ihre berufliche Zukunft vorzubereiten.

Die Versuchung der Vollständigkeit

In den Neunzigerjahren war ich als Dozent für Berufsfachschüler der Pflege tätig und erstellte sorgfältig ausgearbeitete Skripte, um den Lernerfolg zu fördern. Anfangs versuchte ich, jedes Detail festzuhalten und den „Lernprozess“ zu steuern. Doch schon bald erkannte ich, dass eine reine Wissens- und Informationsflut nicht zwangsläufig zu einem tieferen Verständnis führt. Die schiere Menge an Wissen kann faszinierend und doch auch überwältigend sein und die Schüler davon abhalten, das Wesentliche zu erfassen. Mir wurde bewusst, wie wichtig es ist, gezielt auf Praxisrelevanz zu achten und die Lernenden dazu zu ermutigen, das Gelernte kritisch zu reflektieren und in ihren eigenen Erfahrungskontext zu integrieren

Diese Erfahrung prägte meine Lehrtätigkeit nachhaltig und motivierte mich dazu empathischer zu unterrichten, den Unterricht an den Lernenden auszurichten und mich auf das Wesentliche zu konzentrieren. Heute ist es mir eine Herzensangelegenheit, meinen Lernenden dabei zu helfen, das Wissen nicht nur aufzunehmen, sondern auch zu verstehen und mit Kompetenz und Freude in ihren beruflichen Alltag zu integrieren.

Die Veränderungen der Medizinischen Lehre

Dank bahnbrechender Technologien wie ChatGPT und OpenAI erleben wir heute grundlegende Veränderungen im Umgang mit Informationen. Früher war der Zugang zu medizinischem Fachwissen umständlich und erforderte oft zeitaufwändige Fernleihen. Heutzutage stehen uns dank des weltumspannenden elektronischen Netzwerks Studien und Wissensquellen sofort zur Verfügung. Diese beeindruckende Menge an verfügbarem Wissen erfordert jedoch neue Strategien im Umgang mit Erfahrung, Kompetenz und Wissen. Die reine Sammlung von Wissen ist zu einer Grundkompetenz für viele junge Menschen nach Abschluss der schulischen Ausbildung geworden.

Allerdings beobachten wir gleichzeitig eine wachsende Kluft zwischen reinem Wissen und praktischer Erfahrung. Die Fülle an Informationen schafft zwar eine breite Wissensbasis, aber in Entscheidungssituationen kann die Vielzahl an Optionen die Wahl einer geeigneten Lösung erschweren. Das bloße Wissen allein reicht nicht aus, um Probleme in der realen Welt zu lösen oder komplexe Situationen zu bewältigen. Eine wahre Expertise erfordert die Fähigkeit, das erlernte Wissen in der Praxis anzuwenden und mit praktischen Erfahrungen zu verknüpfen.

Diese Herausforderung stellt Lehrende vor die Aufgabe, Lehrmethoden und Bildungsansätze anzupassen, um junge Menschen effektiv auf einen medizinischen Beruf vorzubereiten. Es gilt nicht nur, Fakten zu vermitteln, sondern auch das Verständnis für die Anwendung dieser Fakten zu fördern. Als Dozent ist es mein Ziel, meine Lernenden zu unterstützen, Wissen praxisorientiert in ihrer zukünftigen beruflichen Praxis einzusetzen. Ich ermutige sie, neugierig zu bleiben, selbstständig zu denken und ihre Lernreise fortzusetzen, um auch nach Abschluss ihrer Ausbildung stets auf dem neuesten Stand zu bleiben. Durch den Einsatz moderner Technologien und innovativer Lehransätze möchte ich meine Lernenden bestmöglich auf die sich wandelnden Anforderungen der Arbeitswelt vorbereiten.

Eine ausgewogene Balance zwischen praxisrelevantem Wissen und praktischer Erfahrung zu finden, ist der Schlüssel, um die Lernenden auf ihrem Bildungsweg zu begleiten und sie zu kompetenten, einfühlsamen und sachkundigen Fachkräften heranzubilden, die die Welt des Gesundheitswesens mit Leidenschaft und Fachwissen bereichern und ihren eigenen lebenslangen Lernweg gehen.

Die Herausforderung der Zeitressourcen

Die Herausforderung der Zeitressourcen in der medizinischen Lehre ist zweifellos eine zentrale Thematik für Lehrende. Während das Wissen exponentiell zugenommen hat, bleiben die vorgegebenen Zeitrahmen für die Vermittlung dieses Wissens häufig begrenzt. Dies stellt uns vor die Aufgabe, das zur Verfügung stehende Zeitkontingent effizient zu nutzen und gleichzeitig den praxisrelevanten Bezug nicht aus den Augen zu verlieren.

Die Herausforderung besteht darin, die Lehrmethoden anzupassen und die Wissensvermittlung zu optimieren. Durch den gezielten Einsatz von strukturiertem, praxisrelevanten Wissen und die Bereitstellung geeigneter Ressourcen können wir sicherstellen, dass die Lernenden das notwendige Fachwissen selbstständig erarbeiten können. Dadurch bleibt in der Präsenzzeit mehr Raum, um praktische Erfahrungen und Kompetenzen zu vermitteln. Es ist wichtig, die Balance zu finden zwischen der Vermittlung von theoretischem Hintergrundwissen, das selbstständig erarbeitet werden kann und dem Austausch von Erfahrungen und dem Erlernen von Kompetenzen in den Präsenzzeiten.

Die Trennung von Wissen udn Kompetenz ermöglicht es uns, kostbare Präsenzzeit effektiver zu nutzen und den Lernenden mehr Gelegenheit zu geben, praxisorientierte Inhalte zu reflektieren und durch die Anwendung des erlernten Wissens in realen Szenarien zu üben. Dabei ist es entscheidend, dass die Lernenden in ihrer selbstgesteuerten Wissensaneignung unterstützt und angeleitet werden, sodass sie ihr Lernen optimal gestalten können.

Es ist eine fortwährende Herausforderung, die zur Verfügung stehende Zeit in der medizinischen Lehre effektiv zu nutzen und gleichzeitig den praxisrelevanten Bezug zu wahren. Als Dozenten sind wir in der Verantwortung, unsere eigenen und die Zeitressourcen der Lernenden bestmöglich zu managen. Dadurch können wir sicherzustellen, dass Lernende nicht nur über fundiertes Fachwissen verfügen, sondern auch die Fähigkeit entwickeln, dieses Wissen in ihrer beruflichen Tätigkeit kompetent und verantwortungsbewusst einzusetzen. Durch einen ständigen praxisrelevanten Bezug können wir eine generationenübergreifende Wirkung erzielen und kompetente Fachkräfte hervorbringen, die den Herausforderungen des medizinischen Berufsfeldes souverän begegnen können.

Praxisrelevantes Lernen in der Medizin

Als Antwort auf die zuvor beschriebenen Herausforderungen in der medizinischen Lehre habe ich eine Vielzahl von Angeboten entwickelt, die darauf abzielen, eigenständiges Wissenserlangen zu fördern und den Lernenden die Möglichkeit zu geben, ihren bevorzugten und optimalen Lernkanal zu wählen. Dazu gehört die aktuelle Erarbeitung einer Buchserie mit dem Titel ‚Praxisorientiertes Lernen in der Medizin: Eine Anleitung zur eigenständigen Erkenntnisgewinnung für Menschen in Gesundheitsberufen‘. Diese Serie bietet umfassende Themen der Krankheitslehre und vermittelt praxisrelevante Hintergründe, um Menschen in Gesundheitsberufen dazu zu befähigen, medizinische Zusammenhänge eigenständig zu verstehen.

Darüber hinaus biete ich synchronisierte Lerninhalte über YouTube-Videos zu den Themen der Krankheitslehre an, die das Verständnis vertiefen und den Lernenden die Flexibilität geben, nach ihrem eigenen Zeitplan zu lernen. Ergänzendes interaktives Begleitmaterial mit Aufgaben und Fallbeispielen bietet die Möglichkeit, das Gelernte zu festigen und die Übertragung auf Praxissituationen zu üben.

Der Podcast ‚Praxisnah‘ ermöglicht eine faszinierende Entdeckungsreise durch die Krankheitslehre für Medizinberufe. Durch das zusätzliche Medium Podcast können die Lernenden in ihrer bevorzugten Umgebung lernen und das Wissen in ihren Alltag integrieren.

Mein Ziel ist es, mit diesen vielfältigen Angeboten das Lernen in der Medizin praxisnah und relevant zu gestalten und den Lernenden die Autonomie zu geben, ihr Wissen eigenständig zu erweitern und auf ihre individuellen Bedürfnisse und Lernstile anzupassen.

Es ist wichtig zu betonen, dass die vorgestellten Angebote nur einen Schritt darstellen, um eigenständiges Lernen und die Entwicklung praxisrelevanter Wissenskompetenz zu fördern. Um das erlangte sach- und fachbezogene Wissen in anwendbare Kompetenzen zu transformieren, ist die Ergänzung durch Präsenzunterricht, Workshops oder Live-Veranstaltungen von großer Bedeutung. In diesen interaktiven Formaten haben die Lernenden die Möglichkeit, ihr Wissen in realen Szenarien anzuwenden, praktische Erfahrungen zu sammeln und von erfahrenen Lehrkräften persönliches Feedback und Coaching zu erhalten. Nur durch diese Kombination aus eigenständigem Lernen und praktischer Anwendung kann ein umfassendes Verständnis für die medizinische Praxis entwickelt werden. Lernende sollten auf ihrem gesamten Bildungsweg begleitet werden, um zu kompetenten, einfühlsamen und sachkundigen Fachkräften heranzuwachsen, die den Herausforderungen des medizinischen Berufsfeldes souverän begegnen können

Einladung zum tiefergehenden Verständnis

Gemeinsam können wir einen bedeutenden Wandel im Umgang mit medizinischem Wissen und der zugehörigen Lehre in Gang setzen. Medizinisches Fachwissen allein ist nur ein Teil der Gleichung. Es bedarf gleichwertig der Entwicklung von Kompetenzen und der Sammlung wertvoller Erfahrungen, um dieses Wissen in der realen Welt anwendbar zu machen. Es ist meine tiefste Überzeugung, dass wir durch eine kooperative Zusammenarbeit und den offenen Austausch von Erfahrungen, der auch die Lernenden und Patienten einschließt, einen außergewöhnlichen Mehrwert für die medizinische Bildung schaffen können.

Die Gemeinschaft der Lehrenden, Lernenden und derjenigen, die sich für das Gesundheitswesen interessieren, ist ein Ort, an dem sich unser Verständnis vertieft und wir uns gegenseitig inspirieren können. Hier haben wir die Möglichkeit, voneinander zu lernen und Kompetenzen zu entwickeln, die unsere Gesundheitsbranche voranbringen.

Fazit

Die medizinische Lehre befindet sich in einem bedeutenden Wandel, angetrieben von technologischen Fortschritten und einem immens schnellen Wissenszuwachs. Es ist an der Zeit, uns von der reinen Informationsvermittlung in der medizinischen Lehre zu lösen und stattdessen praxisorientiertes Lernen zu fördern. Lehrende spielen dabei eine wichtige Rolle, indem sie als Beispiel ihre Erfahrungen teilen, praxisrelevantes Wissen identifizieren und jungen Menschen in medizinischen Berufen ein tieferes Verständnis ermöglichen.

Ich hoffe, dass dieser Blogpost zum Nachdenken anregt und Sie ermutigt, sich dem Prozess des praxisrelevanten Lernens anzuschließen. Durch Ihre Kommentare und den gemeinsamen Austausch können wir in der Gemeinschaft der Lehrenden, Lernenden und Interessierten ein tiefergehendes Verständnis entwickeln und voneinander lernen. Die Zukunft der medizinischen Lehre liegt in der Verbindung von Wissen und Erfahrung, um individuelle Kompetenzen zu fördern und die bestmögliche Versorgung für Patienten zu gewährleisten